Das Modell Heuer 844 dürfte die bekannteste Variante sein, sie wurde zuerst bei Monnin in Frankreich hergestellt, mit zunehmendem Erfolg kam die Produktion in die Schweiz, wo die Gehäuse von der MRP SA gefertigt wurden. Die bis heute als Monnin Gehäuse bezeichnete Form war für die Zeit der Entstehung recht gross und trotzdem gut tragbar, der Kronenschutz mit dem charakteristischen v-förmigen Ausschnitt eindeutiges Erkennungsmerkmal.
Bereits in jungen Jahren hatte ich eine Affinität zu Taucheruhren, sie hielten einiges aus und man musste sie beim Schwimmen nicht in der Badetasche lassen. So fand Anfang der 80er eine Heuer 844, allerdings mit Quarzwerk und schwarzem Zifferblatt, den Weg zu mir. Leider war das Uhrwerk nicht annähernd so haltbar wie das Gehäuse und das Mineralglas bald verschrammt, so verschwand die Uhr irgendwann aus meinem Leben.
Leider sind originale Exemplare rar und recht teuer, um so mehr habe ich mich gefreut, dass H.G.P Watches in Besançon die DNA aufgegriffen und die Uhr unter eigenem Namen zu einem sehr ansprechenden Preis zum Leben erweckt hat. Montiert wird sie ebenfalls in Frankreich, bei der MNP SA in der Franche-Comté, unweit der Schweizer Grenze. Nebst einiger Farbvarianten hat man die Wahl zwischen einem Armband aus Stahl oder Gummi, wie damals gibt es ein Automatik- oder Quarzwerk, wenn man möchte, sogar mit GMT Funktion.
Zeitgleich konnte ich auch noch eines der letzten limitierten Exemplare der Certina DS Super PH1000M ergattern, so bietet sich ein Vergleich der beiden Uhren an. Die Certina kostet zwar rund doppelt so viel wie die H.G.P, trotzdem sind beide Modelle in einem erschwinglichen Rahmen und zitieren berühmte Vorbilder.
Über die Geschichte der Certina möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen, wir haben ja erfreulicherweise einen ausgewiesenen Fachmann im Forum, auf dessen Webseite findet man alle nötigen Informationen. An dieser Stelle, danke für die Mühe, Pascal.
Nun zu den Uhren

Obwohl optisch grösser wirkend, ist die Certina im Durchmesser einen Hauch kleiner, die Bauhöhe dafür grösser, was aber dank der konischen Form nicht weiter stört. Über die Hörner gemessen herrscht Gleichstand. Interessant ist dabei, dass das Zifferblatt der H.G.P tatsächlich nur 1 mm grösser als das der Certina ist. Beide Uhren liegen sehr angenehm am Handgelenk, keine scharfen Kanten stören den Tragekomfort.

Was das Finish der Gehäuse angeht, liegt die H.G.P vorne, die Satinierung der Certina sieht nicht sehr schön aus, dafür hat der Gehäuseboden mehr Unterhaltungswert. Das Monnin Gehäuse hingegen ist tadellos verarbeitet, der sehr saubere Schliff und die polierte Fase stünden auch weit teureren Uhren gut zu Gesicht, der Drehring rastet sauber und geschmeidig, lediglich die Verschraubung der Krone fühlt sich etwas rau an. Hier punktet die Certina, dafür ist der Drehring, der zum Drehen gedrückt werden muss, etwas hakeliger.


Die Drehringe sind jeweils mattiert und dann poliert was einerseits hochwertig aussieht und sich andererseits sehr gut greifen lässt.














Zifferblätter und Zeiger sind bei beiden Uhren auf sehr hohem Niveau, auch mit der Lupe gibt es keinen Anlass zu Kritik. Die Certina, deren aufgesetzte Indexe den Preis etwas nach oben treiben, ist allerdings schlechter ablesbar als die H.G.P mit ihren mattschwarzen Zeigern. Auch im Dunkeln liegt die Französin vorne, sie leuchtet deutlich heller nach.
Beim Werk hingegen, kann sie gegen die Certina nichts ausrichten. Das Seiko NH35 entspricht dem 4R35, es ist zuverlässig und sehr robust, zählt aber nicht gerade zu den horologischen Pretiosen, was die Ganggenauigkeit angeht. Ganz anders die Certina, das Powermatic C07.611 würde die Chronometerprüfung jederzeit bestehen, macht die Uhr allerdings auch deutlich teurer. Wer Wert auf hohe Ganggenauigkeit legt, kann die H.G.P allerdings auch mit dem Seiko Mecaquarz VH31 ordern, dank der Viertelsekundenschritte fällt es nicht mal auf, lediglich auf das Datum muss man dann verzichten, spart so aber nochmals knapp 2 Hunderter.
Ein weiterer Grund für den günstigen Preis der H.G.P ist die Verpackung. Während Certina, wie viele andere Schweizer Marken mittlerweile auch, recht viel Aufwand betreibt und sogar einen wasserdichten Kunststoffkoffer zur Aufbewahrung mitliefert, kommt die H.G.P in einer schlichten, braunen Pappschachtel zusammen mit einer Platz sparenden Tasche aus Stoff/Leder zur Aufbewahrung, was ich persönlich sehr sympathisch finde.
Die Certina trägt man serienmässig an einem gepufferten Gummiband, man kennt das auch von diversen Japan-Divern, eine Tauchverlängerung liegt bei. Es fühlt sich angenehm an, riecht nicht und klebt nicht auf der Haut. Die H.G.P empfiehlt sich mit dem sehr ordentlich verarbeiteten, gestifteten Reiskornband aus Edelstahl in attraktiver Optik. Es trägt sich sehr angenehm, klappert nicht und kann ohne Werkzeug montiert werden, lediglich zur Weiteneinstellung in der Schliesse wird ein Werkzeug benötigt. H.G.P bietet für kleines Geld eines in Uhrmacherqualität an. Auch Certina lässt sich nicht lumpen und liefert Ersatzfederstege und ein gutes Werkzeug mit.
Für die H.G.P gab es noch ein Tropicband gratis mit dazu und ich bin da etwas hin- und hergerissen. Einerseits passt es gut zur Uhr, dürfte allerdings ein paar Zentimeter länger sein, riecht aber recht penetrant nach Vanille. Ich habe es nur zum Fotografieren montiert und werde es erst mal auslüften lassen.
Fazit
Es gibt hier keinen Sieger. Die Certina kostet deutlich mehr, ist aufwändiger verpackt und hat das bessere Uhrwerk. Sie sieht sehr attraktiv aus und wenn man die Historie der Marke schätzt, ist sie geradezu ein Muss.
Die H.G.P hingegen ist sowohl von Preis/Leistung wie auch Gehäuseverarbeitung unschlagbar. Zum Preis einer Seiko für Einsteiger gibt es eine tadellose Verarbeitung auf hohem Niveau und eine tolle Optik. Das unpräzisere Werk kann man verschmerzen, es lässt sich ja bei Bedarf justieren.