Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

News & Tratsch zu Modellen, Firmen & Personen
Benutzeravatar
Hertie
Beiträge: 10754
Registriert: 15 Feb 2006, 10:56
Interessen: alles was friedlich tickt
Tätigkeit: Sandwichopfer - zuständig für alles

Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Hertie »

Gestern abend lief eine Kurzreportage über Philippe Dufour im schweizer SF1 . Der Mann kann begeistern. Ein cooler älterer sympathischer Typ, mit vom Pfeifenrauch finissierten Zähnen. :wink:

Falls ich es noch richtig wiedergeben kann, stellt er in Valle de Joux nur ein paar wenige Uhren im Jahr her (7 Stück ?) .
In Manufakturarbeit vom feinsten. Mit seiner "Grande Sonnerie" mit 425 Einzelteilen hat er sich bereits als Ikone erewigt.

Als einzigen Mitarbeiter beschäftigt er einen deutschsprachigen Uhrmacher. Das wars. Ein Zweimannbetrieb in einem ehemaligen Schulhaus. Während den Pausen wird gemütlich auf de Bank vor dem Haus der Kaffee getrunken. Idylle pur. Und das Chlichee wird auch genährt.

Seine Kunden sind die Reichen der Reichen und müßen jahrelang auf ihre Ticker warten. Geht eben nicht schneller.

Auf der Basler Messe stellt er nicht aus. Warum ? Weil er " Angst hat, dort neue Kunden zu gewinnen, und diese braucht er derzeit leider nicht". Seine Auftragsbücher sind über Jahre hinweg ausgebucht. :D

In Japan scheint er bekannter als in unseren Breitengraden zu sein und es gäbe genug Leute, welche sich eine Uhr von ihm für 700000.- kaufen würden. 8)

Im laufe der kurzen Sendung bekam ich plötzlich das Bedürfnis, eine PD haben zu wollen. will jemand tauschen ? :mrgreen:

Hat die Sendung jemand gesehen ?
Gast-Member Nr.1 - am 15.2.2006 virtuell bereits im Schlafsack vor der Türe wartend.
Benutzeravatar
andreaseck
Beiträge: 15815
Registriert: 15 Feb 2006, 12:37
Interessen: Uhren - was sonst?

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von andreaseck »

Hallo

Leider kann ich kein Schweizer Fernsehn empfangen :(

Die Uhren von Philippe Dufour finde ich klasse!!!
Zudem ist Dufour selbst ja auch Lange-Fan :D

Gruß
Andreas
Nikolaus B.
Beiträge: 2852
Registriert: 05 Aug 2006, 10:46
Wohnort: z.Z. im tiefen Süden

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Nikolaus B. »

Hertie hat geschrieben:...will jemand tauschen ? ...
Frag doch mal bricktop... :whistling:

Aber im Ernst, ich habe vor längerer Zeit auch mal etwas über ihn gelesen - war schon beeindruckend.
Gruß Nikolaus :wink:
Gruß Nikolaus
Benutzeravatar
stere
Beiträge: 10461
Registriert: 17 Feb 2006, 10:06
Interessen: Hmm......vielleicht Uhren ? :-)

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von stere »

Moin,

da gabs mal einen Franzosen, der seine Uhr direkt bei ihm abgeholt
hat. Er hat das ganz nett dokumentiert. Ich denke, der Bericht
gibt in etwa wieder, was für eine nette Person der Herr Duour ist:

http://mywatches.free.fr/dufour.html

Viel Spass !

stere
"If you think you are too old to rock'n'roll then you are!" Lemmy
Benutzeravatar
ocean2000
Beiträge: 3913
Registriert: 18 Feb 2006, 19:31
Wohnort: Heart of Europe, 3. Planet, Solar System, Milky Way, (known) Universe

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von ocean2000 »

Ich habe den Bericht zufällig in 3sat gesehen, der Mann ist wirklich beeindruckend. 7 Uhren pro Jahr, die einfachen Uhren ohne Komplikation kosten so um die 70.000 Euro, die teuerste Uhr, die er hergestellt hat, wurde um 850.000 Euro (!) verkauft. Lt. Bericht stellt er alles selber her (auf alten Maschinen) kontrolliert immer wieder jedes Teil eines Werks und schafft eben mit seinem Anspruch an die Perfektion nicht mehr als 7 Uhren pro Jahr. Eine Dufour scheint wirklich die ultimative Manufaktur-Uhr zu sein :-)
Benutzeravatar
Hertie
Beiträge: 10754
Registriert: 15 Feb 2006, 10:56
Interessen: alles was friedlich tickt
Tätigkeit: Sandwichopfer - zuständig für alles

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Hertie »

Eine Dufour scheint wirklich die ultimative Manufaktur-Uhr zu sein
Ob das eingefleichte Rolex-Jünger auch anerkennen ? :mrgreen:
Gast-Member Nr.1 - am 15.2.2006 virtuell bereits im Schlafsack vor der Türe wartend.
Benutzeravatar
mst-basel
Beiträge: 1737
Registriert: 15 Feb 2006, 12:49
Wohnort: Basel, SCHWEIZ
Kontaktdaten:

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von mst-basel »

Ja, habs auch gesehen! War wirklich toll.
Und in Japan liegt wohl sein "grosser" Markt. Meine jap. Frau hatte gerade letzte Woche mit ihrer Mutter telefoniert, und diese erwähnte einen längeren Bericht über Dufour im jap. Fernsehen.
Benutzeravatar
andreaseck
Beiträge: 15815
Registriert: 15 Feb 2006, 12:37
Interessen: Uhren - was sonst?

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von andreaseck »

Hallo

Mein Favorit wäre eindeutig die Simplicity

Bild

Bild

Bild
@Bilder von dufourwatches

Wobei die Preise hier bei 48.000 CHF beginnen.

Gruß
Andreas
Benutzeravatar
Hertie
Beiträge: 10754
Registriert: 15 Feb 2006, 10:56
Interessen: alles was friedlich tickt
Tätigkeit: Sandwichopfer - zuständig für alles

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Hertie »

Die Simplicity verkauft sich auch gut. :D

Ob ich wohl meine letzten Stücke der Sammlung verticken soll, um irgendwann, irgendwo eine gebrauchte Dufour zu ergattern ?
Eine allgemein unbekannte Uhr eines unbekannten Genies.
Einen Ticker, den man getrost immer tragen kann und keine Neider aufs Gelenk schielen.
Eine hochwertige Uhr, welche abr nicht mal der Portier im 1-Sterne-Hotel als Kaution für die Nächtigung nehmen würde.

Hat seinen Reiz, keine Frage. :whistling:
Gast-Member Nr.1 - am 15.2.2006 virtuell bereits im Schlafsack vor der Türe wartend.
PeterCDE
Beiträge: 248
Registriert: 15 Feb 2006, 22:10

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von PeterCDE »

Dufour ist toll, nett ist er auch und die gelegentliche Plauderei mit ihm macht wirklich Spaß.
Die Uhren sind auch nett.

Aber so ganz stimmen die Zahlen nicht.
Letztes Jahr hatte er 3 Mitarbeiter, bei 2 weiteren waren die Anstellung geplant.
Seit 2000 wurden - nach seinen Angaben, also "mindestens" - 130 Uhren des Models "Simplicity" produziert, bei denen Gehäuse, ZB, Zeiger, Gläser, Bänder und Teile des Uhrwerks aus Zulieferungen stammen. Bis 2010 sollen es 200 Stück werden, damit ist die Serie mehr oder weniger ausverkauft. Dazu kommen noch einige wenige "Duality" und eine Handvoll "Sonnerie".

Gebrauchte PD´s sind selten, aber nicht unmöglich zu finden. Nicht billig, allerdings (und schon gar nicht unter dem damaligen Einstandspreis).

Beste Grüße,

Peter
royfocke
Beiträge: 3216
Registriert: 17 Feb 2006, 10:56

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von royfocke »

Wieder eine der wenige Uhren bei denen ich mich nicht enscheiden könnte ob ich das Ziffernblatt oder doch das Uhrwerk nach oben tragen wollen würde!


Sehr schicke Uhr! Endlich mal wieder eine die mir gefällt!!!


Roy
Meine Traumuhr:
Damasko-Chrono mit eigenemUhrwerk;Tricompax;Tag/Datum;schwarzesZifferblatt;kratzfester60 min-Drehring...
Benutzeravatar
stere
Beiträge: 10461
Registriert: 17 Feb 2006, 10:06
Interessen: Hmm......vielleicht Uhren ? :-)

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von stere »

Mal eine blöde Frage:

Wenn man sowas kauft und in 20 Jahren mal was kaputt geht...was denn dann?

stere
"If you think you are too old to rock'n'roll then you are!" Lemmy
Benutzeravatar
mst-basel
Beiträge: 1737
Registriert: 15 Feb 2006, 12:49
Wohnort: Basel, SCHWEIZ
Kontaktdaten:

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von mst-basel »

Eher eine gute Frage! :wink:
Benutzeravatar
Hauke Heffels
Beiträge: 2545
Registriert: 19 Feb 2006, 15:01
Wohnort: Alsdorf / bei Aachen BRD
Interessen: Chronometer, Schuluhren, komplizierte Uhren
Tätigkeit: Uhrmachermeister & Goldschmied öffentlich vereidigter Sachverständiger des Uhrmacherhandwerkes
Kontaktdaten:

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Hauke Heffels »

stere hat geschrieben:Mal eine blöde Frage:

Wenn man sowas kauft und in 20 Jahren mal was kaputt geht...was denn dann?

stere
Bei jeder alten Uhr die ich auf dem Tisch habe suche ich mir erst einmal die Hotlinenummer des After Sales Service raus:

"Berthoud Paris war doch noch ind er Rue... .... 8) "
"Vicktorin Piguet war in Le Brassus ... na dann wollen wir mal die Auskunft bemühen " :lol: :lol: :lol:

Hauke Heffels

PS:

P.Dufour gehört zu dem Besten was für Geld zu kaufen ist derzeit. Die Asiaten verstehen halt den Spirit. Ob dieses Verständnis je in Deutschland für handcraft vorhanden sein wird weiß ich nicht. Die Freaks hier verschlafen wieder den Loop.
Hauke Heffels
Uhrmachermeister & Goldschmied

http://www.heffels.de
http://www.uhrensachverstaendiger.de
Benutzeravatar
Albert H. Potter
Beiträge: 1350
Registriert: 15 Feb 2006, 20:59
Wohnort: Berlin-Spandau
Tätigkeit: Uhrmachermeister CAD-Konstruktion
Kontaktdaten:

Re: Philippe Dufour - einer der Angst vor Kundschaft hat

Beitrag von Albert H. Potter »

Also ich kann den positiven Eindruck nur bestätigen. Ich war vor Jahren mal mit einer kleinen Uhrmachergruppe bei Herrn Dufour zu Besuch. Seine Werkstatt war wunderbar. Und er zeigte bei allen Vorführungen viel Humor. Viele Details waren zu entdecken. Vom Gewehr hinter der Tür bis zu den selbstgefertigten Spezialpinzetten für das Biegen der Spiralendkurven. Damals war er noch alleine mit dem beschriebenen Uhrmacher, der übrigens von Chronoswiss kam. Er hatte zwischenzeitlich mehrere Hilfen, die aber häufig nicht lange aushalten, da Herrn Dufours Qualitätsansprüche etwas extrem sein sollen, was das Arbeitsverhältnis stark belasten kann. Damals hatte er das letzte Modell der Sonnerie und zwei Duality in der Werkstatt. Alles schon nach Japan verkauft.....
Auf der Gangwaage lag eine Simplicity mit einem Gangbild, daß wir darum herum geschlichen sind und nach der Manipulation gesucht haben. Da wir diese nicht entdecken konnten, handelte es sich wohl um die Uhr mit dem besten Gangbild, daß wir je gesehen hatten. Das was an Reglage-Zeit in dieser Uhr stecken mußte, ist wahrscheinlich ein vielfaches der Gesamtfertigungszeit einer der üblichen Manufaktur-Uhren. Damals entstanden diese Uhren nahezu komplett in Herrn Dufours Werkstatt. Als Beispiel für Herrn Dufours Humor, kann ich hier erzählen, wie er auf die hartnäckig-dämlichen Fragen nach der "Fertigungstiefe" einzelner Teile reagierte. Er bot dem Frager an, mit hinter das Haus zu gehen, da er jetzt gleich die Krokodile für die Lederbänder versorgen müsse.
Es ist wohl so, daß er für seine frühen Uhren schöne Hemmungsteile aus alten Beständen verwendete, für die "große Serie" werden diese Teile neu gefertigt. Er baute auch die Unruh in seinem Atelier wobei die Spirale roh zugekauft war. Die nötigen Umgänge wurden auf einer wunderbaren Maschine abgezählt (aus der Zeit wo die tollen Manufakturen solche Maschinen ausmusterten). Das Anstiften erledigte er selbst und die Endkurven legte er mit den oben erwähnten Spezialpinzetten. Die Gehäuse ließ er fremdfertigen.
Die Werkplatinen und Brücken bohrte er damals selbst (auch hierfür hatte er eine wunderbare 50 Jahre alte Maschine). Ob er das auch in der Großserie durchhalten konnte??? Herr Dufour ist in der traditionellen Uhrmacherei verwurzelt, aber auch Neuem gegenüber aufgeschlossen. Er war einer der ersten Uhrmacher, die mit einem CAD-Programm arbeiteten und wer CNC-Fertigungen kennengelernt hat, wird diese für die Fertigungsqualtität zu schätzen wissen.
Auch bei Herrn Dufour gab es Ausschußteile. Das war sicher der makelloseste Ausschuß, den ich je gesehen habe. Ein Azubi der so etwas abliefert, hätte seine Eins sicher.

Fazit: Ein netter Uhrmacher, tolle Uhren, deren Qualität sich auch einem Laien erschließt, leider ausverkauft. Ein Bild von Herrn Dufours Uhren hängt über meinem Werktisch.

Wenn ein solches Stück mal wirklich eine defektes Teil hätte, findet sich sicher jemand, der so etwas nachfertigen kann. Es ist ja eine Uhr wo sich die Handarbeit lohnt. Die ganz großen Manufakturen haben ja auch solche Spezialisten die solche Teile noch anfertigen können, obwohl ihre moderne Massenproduktion auf einem ganz anderen Niveau abläuft.

Gruß,
Peter
Antworten