Hallo Barfly,
nun kann ich nicht behaupten, so dramatisch und harsch geschrieben zu haben, wie Du auf mich geantwortet hast.
Und vorweg gesagt, die Sache mit Rolex und Geiss tut mir leid. Da ich solche spukhaft-dümmlichen Sendungen nicht einmal mit vorgehaltener Pistole sehen würde, war mir das Original verwehrt. Letztlich bin ich einer Zeitungs-/Internetente aufgesessen, und entschuldige mich, das ohne weitere Nachprüfung kolportiert zu haben. (Wobei, dies als Beibemerkung, die Audemars, die der Geiss da versenkt hat, geschmacklich schwer abseitig ist. Ist aber nur mein sehr persönlicher Geschmack. Trotzdem allerdings ist so eine Aktion eine typisch neureiche Dummdemonstration gewesen, zusätzlich noch dadurch angehypt, daß man sich im Dep...fernsehn damit spreizen konnte. Einfach nur Pfui!))
Ich war auch nicht genötigt, in halbseidenen Kreisen aufzuwachsen. Es war schlicht der Schulweg, einmal quer durchs Örtchen, der an so manchem vorbei führte.
Abgesehen davon habe ich gegen die Rolex als Uhr und gegen die Firma als traditionsreiches und für ihre technischen Entwicklungen gut beleumundetes Unternehmen auch nichts Böses gesagt.
Eigentlich habe ich überhaupt nichts Böses gesagt dergestalt, was Deine harsche Entgegnung wirklich rechtfertigt.
Zumindest eine Rolex hatte ich sogar erwähnt, wäre ich Besitzer einer solchen, daß mich das mit freudigem Besitzerstolz erfüllen würde. Leider fehlt mir für diesen Spaß das Geld. Aber Gott sei Dank haben das andere, damit solche wunderschönen Uhren auch erhalten bleiben können.
Und darüberhinaus: es gibt auch noch andere Krönchen, die mir ebenso sehr gefallen, wie z.B die YM Ref. 16622, deren einziges Manko diese fürchterliche Lupe im Glas ist (Lupengläser sind so was von....
). (Warum die übrigens Gay Master heißt, erschließt sich mir auch mal wieder nicht. Muß wohl daran liegen, daß mein Verhältnis zu eher modernem Gesellschaftsschwachsinn ein distanziertes und sehr gebrochenes ist.) Jedenfalls finde ich sie trotz Lupe sehr schön schlicht. Und würde sie, hätte ich das Geld dafür, vermutlich so gar hin und wieder spazieren führen. Allein, die finanzielle Entwicklung der letzten Jahre bei mir läßt solche Späße heute aktuell nicht mehr zu. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Allerdings bleibe ich bei meinen Bemerkungen zu Nimbus und sozialer Funktion. Was keinen Rolex-Besitzer abqualifiziert oder abqualifizieren sollte. War auch nicht so gemeint! Allerdings würde ich wetten, was bei einer Befragung herumkäme, wenn man zwanzig Uhrenmarken auf einem Ankreuzbogen aufführte, auf dem die beiden berühmten Hinz und Kunz, der bekannte Michel und sein angetrautes Gretchen einmal ankreuzen sollten, welche Uhrenmarke sie für die Uhrenmarke derjenigen halten, die es sich leisten können. Ich denke mir, daß dies eindeutig wäre.
Weshalb die meisten Leute sich auch so benehmen und, wären sie in einer solchen Lage, benähmen. Was die Stückzahl produzierter Einheiten mehr als positiv begünstigt.
Ebenso zehrt nahezu jede gut eingeführte Marke von ihrem Nimbus. Davon zehren viele Marke, zumal heute und auch dann noch, wenn sie selbst nur noch als Brand existieren, weil viele Mitbürger einfach nichts mitbekommen.
Hier spreche ich von dem Hobby, was mich die längste Zeit meines Lebens hobbymäßig umtreibt, dem Sammeln technischer Zeitzeugnisse der Elektrotechnik. Die meisten der wohlklingenden Namen sind längst Geschichte, nur noch als gekaufte Namen auf irgendeinem China- oder Koreazeugs drauf. Wenn die Leute, die auch noch Geld übrig haben, aber die Wahl haben zwischen Daihashi TX 960 (Name ausgedacht!) und Grundig TX 960 (Typ ebenso ausgedacht!), dann wählt der Käufer mit Geld den Grundig, auch wenn gleiches drinsteckt (,was er meist nicht wissen kann). Wegen des Namens, der mit einem deutlichen Nimbus besetzt ist.
Was sich ebenso auf den Sammelbereich auswirkt. Angeblich sind z.B. die Lautsprecher von SABA-Geräten der 50er Jahre das Non Plus Ultra. Woher der Quatsch kommt, daß weiß kein Mensch. Hauptsache, es sind die bläulich gefärbten SABAS, die heute, dank Farbänderung, Greencones heißen. Und selbst der schrottigste Kasten wird zur Geldanlage, wenn nur noch diese originalen Papptröten drin sind. Ebenso der Volksempfänger. Dessen Nimbus ist zwar eher ein zweifelhafter, aber Nimbus ist halt Nimbus. In diesem Bereich wechselt bisweilen sogar reiner Schrott, der nicht einmal mehr zu Ersatzteilgewinnung taugt, zu absurdem Preis den Besitzer.
Das Gebiet Sammeln ist halt sehr komplex. Ebenso wie die Motive der Sammler, wobei bei der Betrachtung der Preisentwicklung, wenn man sehen will, was Sammler tun und wie es sich entwickelt, eigentlich nur die Beobachtung der Preise wirklich interessant ist, die für den mittleren Bereich der angebotenen Waren, also eher der gehobenen Dutzendgeschichten, erreicht wird. Die absolut seltenen Exponate, gilt für jedes Sammelgebiet, spielen in einer Extraliga. Diese haben mit dem Rest nichts zu tun. Und deren Preisentwicklung ist da auch schwer einzuschätzen. Bei Gemälden geht es immer noch bergauf, bei so manchem Oldtimer haben sich inzwischen einige Besitzer bereits überreizt.
Interessant ist wirklich über einen breiten Zeitverlauf nur der mittlere Bereich, weil in dem über lange Zeit auch die meisten ambitionierten Sammler mitspielen können. Wobei auch die Entwicklung von Preisen hier wirklich absehbar ist, denn solange noch genug Mitspieler da sind, die über mitmachfähig gefüllte Geldbeutel verfügen, geht der Preis aufwärts. Bis er in den Bereich kippt, wo die geforderten Konten dünn gesät sind.
In einem solchen Moment erweitert sich der Sammelbereich für gewöhnlich weiter nach unten, unter das bis dato angestammte Mittelsegment. Wegen Nichtbeachtung ist es da nämlich zwischenzeitlich hinlänglich ausgedünnt, und man kann wieder auf Schnäppchenjagd gehen.
Womit der Kreislauf wieder neu beginnt.
Es ist wirklich absehbar, wie sich im Normalfall Sammlerpreise entwickeln, bevor sie nicht in den "dünnen" Bereich kippen.
Gruß und schönes Wochenende,
Ralph-Dieter