Sellita 300

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unnnamed
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Re: Sellita 300

Beitrag von unnnamed »

Habe hier in Frankreich grade recht viele Sellita Werke auf dem Tisch. Oris, Tag Heuer, Alpina,
ganz egal, von A bis Z. Unterm Strich kann ich nur sagen, dass ich mir selbst kein Sellita kaufen
würde. Die Qualität gefällt mir ganz und gar nicht.

Was ich insbesondere nicht verstehe ist, dass die Jungs die Automatik nicht schlicht abändern.
Warum um Himmels Willen ein ETA nachbauen, wenn die Räder für die Tonne sind. Entweder
sie fordern höhere Qualität vom Lieferanten, oder sie entscheiden sich einfach für eine andere
Lösung. Rolex Klinkenräder beispielsweise, simpel und gut. Wechsler mit Rädern, noch simpler
und idiotensicher.

.... es ist ja nicht so, als müsste man zwingend mit nachgebauten Klinkenrädern arbeiten.
Aber anscheinend ist es wichtiger, dass man lieber ein ETA optisch nachahmt und sich auch
ja niemand umstellen muss (die Hersteller brauchen natürlich rein gar nichts zu verändern,
etwa an Gehäusen aufgrund anderer Werkshöhe). Könnte ja sonst am Ende noch Geld kosten
welches man doch lieber beim Kunden abkassiert.
Gruß Bernd
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3fe
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Re: Sellita 300

Beitrag von 3fe »

OK, wieder ein schöner Einblick vom Fachmann.

Wie schneiden dann die Soprod's gegenüber Selitta ab? Hast du da Erfahrungswerte?
Beste Grüsse
Jörg


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MCG
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Re: Sellita 300

Beitrag von MCG »

unnnamed hat geschrieben:Habe hier in Frankreich grade recht viele Sellita Werke auf dem Tisch. Oris, Tag Heuer, Alpina,
ganz egal, von A bis Z. Unterm Strich kann ich nur sagen, dass ich mir selbst kein Sellita kaufen
würde. Die Qualität gefällt mir ganz und gar nicht.

Was ich insbesondere nicht verstehe ist, dass die Jungs die Automatik nicht schlicht abändern.
Warum um Himmels Willen ein ETA nachbauen, wenn die Räder für die Tonne sind. Entweder
sie fordern höhere Qualität vom Lieferanten, oder sie entscheiden sich einfach für eine andere
Lösung. Rolex Klinkenräder beispielsweise, simpel und gut. Wechsler mit Rädern, noch simpler
und idiotensicher.

.... es ist ja nicht so, als müsste man zwingend mit nachgebauten Klinkenrädern arbeiten.
Aber anscheinend ist es wichtiger, dass man lieber ein ETA optisch nachahmt und sich auch
ja niemand umstellen muss (die Hersteller brauchen natürlich rein gar nichts zu verändern,
etwa an Gehäusen aufgrund anderer Werkshöhe). Könnte ja sonst am Ende noch Geld kosten
welches man doch lieber beim Kunden abkassiert.
Hi Bernd,
danke für die Insider Information!
Von welchen Sellita Werken sprichst Du?
Auch das SW300?

Ich habe an meinem immer noch das Problem der Aufzugsleistung. Der Rotor dreht bei gewissen Umständen nicht so frei wie er eigentlich müsste. Hab noch nicht abschliessend heraus gefunden was es wirklich ist, Kugellager, Fertigungstoleranzen (was Du zu bestätigen scheinst) oder gewähltes Öl.

Was müsste ich gegebenenfalls konkret machen, damit der Aufzug einwandfrei läuft?
LG aus Mostindien - Markus
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unnnamed
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Re: Sellita 300

Beitrag von unnnamed »

Es ist eigentlich immer das SW200 gewesen.

Soprod ... sehe ich eigentlich nie, da weiß ich nichts.
Ich habe an meinem immer noch das Problem der Aufzugsleistung. Der Rotor dreht bei gewissen Umständen nicht so frei wie er eigentlich müsste.
Naja, baut das Werk ausreichend Gangreserve auf? Dann wäre ja nichts weiter zu
bemängeln aus Herstellersicht. Falls nicht, dann ist irgendwas nicht in Ordnung.
Gruß Bernd
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MCG
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Re: Sellita 300

Beitrag von MCG »

unnnamed hat geschrieben:Es ist eigentlich immer das SW200 gewesen.

Soprod ... sehe ich eigentlich nie, da weiß ich nichts.
Ich habe an meinem immer noch das Problem der Aufzugsleistung. Der Rotor dreht bei gewissen Umständen nicht so frei wie er eigentlich müsste.
Naja, baut das Werk ausreichend Gangreserve auf? Dann wäre ja nichts weiter zu
bemängeln aus Herstellersicht. Falls nicht, dann ist irgendwas nicht in Ordnung.
Per Handaufzug baut es sogar über 42h auf.
Am Arm, also über den Automatik-Aufzug weniger als die Hälfte!
LG aus Mostindien - Markus
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3fe
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Re: Sellita 300

Beitrag von 3fe »

Dein Arm ist ja auch weniger als die Hälfte. :mrgreen:
Beste Grüsse
Jörg


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MCG
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Re: Sellita 300

Beitrag von MCG »

3fe hat geschrieben:Dein Arm ist ja auch weniger als die Hälfte. :mrgreen:


:rofl:


Ahhh, jetzt! Genau! :angry: :wink:
LG aus Mostindien - Markus
inversator
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Re: Sellita 300

Beitrag von inversator »

Beim SW300 kommt es schon mal vor, dass die Klinkenräder nicht gut sind. Entweder schlecht geschmiert, oder durch die Qualitätskontrolle gerutscht. Aber man kann ja im Zweifel beim SAV auch Original ETA Klinkenräder verwenden. Da sind Ausrutscher in sachen Qualität relativ unwahrscheinlich. Beim SW200 habe ich aber auch schon schlechte Klinkenräder, und auch Sperrräder erlebt. Ich "meine" auch, dass die Sellita Klinkenräder bei exzessivem Handaufzug schneller die Grätsche machen als das ETA Pendant. Das betrifft aber jeweils nur einen niedrigen einstelligen Prozentbereich einer Lieferung, und sollte bei einer guten Wareneinganskontrolle auffallen. Kugellager machen im grossen und ganzen bei Sellita keinen Ärger. Ausser natürlich, wenn der Uhrmacher (oder die angelernte Hilfskraft) beim Austausch des undekorierten Brut Rotors (mit dem die Werke üblicherweise angeliefert werden) gegen den "Manufaktur" Rotor, zu faul war die Automatikbrücke und das Rotorlager zu demontieren (sind ja immerhin zeitraubende 6 Schrauben). Manchmal sitzt die Verriegelung des Rotorlagers so fest, dass die Lager schaden nehmen können wenn freischwebend auf dem montierten Werk rumgewürgt wird. Da habe ich auch schon verbogene Automatikbaugruppen und schlimmeres erlebt.
Im grossen und ganzen sind die Sellita Werke nicht die schlechtesten. Die Streuung in der Qualität ist jedoch subjektiv grösser als bei ETA. Am meisten hat mich bislang geärgert, dass die Werke oft nicht richtig sauber waren. Irgendwelche Schmiere, Staub oder Wollmäuse unter den Brücken waren zumindest bis vor zwei-drei Jahren keine Seltenheit. Auch glänzten die Sellita Werke, die ich in den Fingern hatte, nicht gerade durch feine Dekoration. Kratzer und Montagespuren auf Brücken und Kloben waren üblich. "Schüttgut" laut Sellita.
Gruss
Holger
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Re: Sellita 300

Beitrag von MCG »

Meine Beobachtungen an meinem Sellita SW300-1:
Vielleicht hat ja einer von euch Uhrmacher einen klaren Tip (für den Hersteller :roll: ) an was es liegen könnte...

Also bei meinem Sellita SW300-1 äussert sich die Aufzugsschwäche folgendermassen:

-Ist die Aufzugsfeder komplett entspannt, dreht der Rotor wunderbar leicht! So wie es sein müsste.
-Trägt man nun die Uhr (oder zieht sie manuell auf - zb. 40 Umdrehungen) und die Feder hat eine gewisse Spannung, dreht der Rotor etwas weniger leicht, aber immer noch so wie ich es kenne von anderen ETA2892 Werken.
-Der Automatik-Mechanismus scheint sich nun aber mit Ablauf der Feder irgendwie zu "verspannen" oder zu verkanten, oder ??. Nehm ich nämlich die Uhr 15min später wieder in die Hand oder vom Handgelenk, dreht sich der Rotor viel weniger leicht, fast widerwillig! Was dieses "verspannen" genau auslösst, konnte ich noch nicht genau eruieren.
-Schlage ich nun mit dem Handrücken ein paar Mal sanft gegen die Uhr und macht der Rotor dadurch ein paar Drehungen auf die eine oder andere Seite, bewegt sich anschliessend der Rotor wieder leicht wie er es sein sollte...

Könnt ihr das nachvollziehen?


PS: Ich arbeite vor allem am PC, aber jede andere Uhr, meiner Sammlung - darunter auch 3x ETA2892 Derivate - haben keine generelle Aufzugsschwäche. Ich beweg mich also nicht generell zu wenig.


-Das gesamte Werk wurde übrigens schon mal getauscht! Zumindest hat mir das der Hersteller so gesagt. Die Werk Bezeichnung ist aber immer noch dieselbe - es scheint keine fortlaufende Nummer zu sein, sondern eine Chargen-Nr. Das wurde mir zumindest gesagt.
-Ich habe auch andere Werke deselben Herstellers mit dem Sellita Werk gesehen. Ich meinte dort dieselben Probleme gesehen zu haben - Rotor dreht sich nicht so leicht wie er müsste...


Für mich deutet das stark nach a) Fertigungstechnischen Problemen mit den Toleranzen, oder falsche Verwendung eines Öls (verkleben?), oder Qualität des Rotorkugellagers?

Meine Uhr geht devinitiv wieder zu Hublot zurück. Ich werde das nicht akzeptieren.
LG aus Mostindien - Markus
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hermann
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Re: Sellita 300

Beitrag von hermann »

MCG hat geschrieben:Meine Beobachtungen an meinem Sellita SW300-1:
Vielleicht hat ja einer von euch Uhrmacher einen klaren Tip (für den Hersteller :roll: ) an was es liegen könnte...

Also bei meinem Sellita SW300-1 äussert sich die Aufzugsschwäche folgendermassen:

-Ist die Aufzugsfeder komplett entspannt, dreht der Rotor wunderbar leicht! So wie es sein müsste.
-Trägt man nun die Uhr (oder zieht sie manuell auf - zb. 40 Umdrehungen) und die Feder hat eine gewisse Spannung, dreht der Rotor etwas weniger leicht, aber immer noch so wie ich es kenne von anderen ETA2892 Werken.
-Der Automatik-Mechanismus scheint sich nun aber mit Ablauf der Feder irgendwie zu "verspannen" oder zu verkanten, oder ??. Nehm ich nämlich die Uhr 15min später wieder in die Hand oder vom Handgelenk, dreht sich der Rotor viel weniger leicht, fast widerwillig! Was dieses "verspannen" genau auslösst, konnte ich noch nicht genau eruieren.
-Schlage ich nun mit dem Handrücken ein paar Mal sanft gegen die Uhr und macht der Rotor dadurch ein paar Drehungen auf die eine oder andere Seite, bewegt sich anschliessend der Rotor wieder leicht wie er es sein sollte...

Könnt ihr das nachvollziehen?


PS: Ich arbeite vor allem am PC, aber jede andere Uhr, meiner Sammlung - darunter auch 3x ETA2892 Derivate - haben keine generelle Aufzugsschwäche. Ich beweg mich also nicht generell zu wenig.


-Das gesamte Werk wurde übrigens schon mal getauscht! Zumindest hat mir das der Hersteller so gesagt. Die Werk Bezeichnung ist aber immer noch dieselbe - es scheint keine fortlaufende Nummer zu sein, sondern eine Chargen-Nr. Das wurde mir zumindest gesagt.
-Ich habe auch andere Werke deselben Herstellers mit dem Sellita Werk gesehen. Ich meinte dort dieselben Probleme gesehen zu haben - Rotor dreht sich nicht so leicht wie er müsste...


Für mich deutet das stark nach a) Fertigungstechnischen Problemen mit den Toleranzen, oder falsche Verwendung eines Öls (verkleben?), oder Qualität des Rotorkugellagers?

Meine Uhr geht devinitiv wieder zu Hublot zurück. Ich werde das nicht akzeptieren.
Wie @inversator schon geschrieben hat, der Austausch der Klinkenräder aus ETA Produktion ist einfach und günstig. Eventuell erst mal da ansetzen.

Gruß hermann
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archimagirus
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Re: Sellita 300

Beitrag von archimagirus »

MCG hat geschrieben:Meine Beobachtungen an meinem Sellita SW300-1: ...
.
.
Meine Uhr geht devinitiv wieder zu Hublot zurück. Ich werde das nicht akzeptieren.
:shock:
Ich meine der Walser hat mal berichtet dass Hublot komplett andere Rädersätze fertigt sowie Rotor/Rotorlager und Platinen selbst fertigt.

Sollte das nach all den Modifikationen immer noch der Grund/Auslöser sein für die berichteten Probleme bestätigt sich mein Verdacht.
Update zu der' story' wäre klasse :thumbsup:
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retroman
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Re: Sellita 300

Beitrag von retroman »

hermann hat geschrieben:

Wie @inversator schon geschrieben hat, der Austausch der Klinkenräder aus ETA Produktion ist einfach und günstig. Eventuell erst mal da ansetzen.

Gruß hermann
Ich habe irgendwo eine Vergleichsliste, welche ETA Teile kompatibel mit Sellita sind. Die Klinkenräder waren da nicht bei.
Muss mal suchen, finde die Liste bestimmt.
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Albert H. Potter
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Re: Sellita 300

Beitrag von Albert H. Potter »

Bei IWC hatten die vor ein paar Jahren mal das gleiche Problem mit dem ETA 2892.
Da saß eine in der Produktion, der das Werk prinzipiell falsch geschmiert hat.
So etwas zu finden, ist extrem schwer für einen Hersteller.
Das gilt insbesondere, wenn die Werke keine Individual-Nummer haben.
Eventuell arbeitet der jetzt für Hublot. Die Branche ist klein.
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BSBV
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Re: Sellita 300

Beitrag von BSBV »

Das SW 300-1 läuft super gut, und hält was es verspricht. Die Wempe - Chronometernorm.

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Gruß

Bernd
archimagirus
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Re: Sellita 300

Beitrag von archimagirus »

BSBV hat geschrieben:Das SW 300-1 läuft super gut, und hält was es verspricht. Die Wempe - Chronometernorm.
Deine Meinung in Ehren aber die Beurteilung .....
unnnamed hat geschrieben:Habe hier in Frankreich grade recht viele Sellita Werke auf dem Tisch. Oris, Tag Heuer, Alpina,
ganz egal, von A bis Z. Unterm Strich kann ich nur sagen, dass ich mir selbst kein Sellita kaufen
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..hat für mich mehr Gewicht.
Tickende Grüße, Jan!
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