Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Alles rund um die Technik, Hilfe bei Problemen, Erfahrungsberichte
Richard Habring
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Richard Habring »

Liebe "der 3D-Drucker könnte doch die Lösung der Probleme sein" Fraktion
Ich bin der Frage die letzten Monate mal ernsthaft anhand eines Beispielteils (Modellbahn - weil damit unbefangen) auf den Grund gegangen:
Ergebnis: Selbst für den besagten Einsatzzweck ist die Technologie bis dato nicht ausreichend da z.B. Oberflächen-Güte bei weitem nicht befriedigend ist. (für meine Ansprüche die sich am allgemeinen Stand der Technik orientieren, in dem Fall Spritzguss/Zinkdruckguss)
Dabei haben wir für die Uhrmacherei so wichtige Fragen wie Festigkeit/Härte/Materialpaarungen/Reibverhalten etc. noch gar nicht berücksichtigt. Sollte die Entwicklung dieser Technologie im gleichem Tempo weitergehen wie bis dato werde ich (47) es aktiv nicht mehr erleben, dass diese Technologie in der Uhrmacherei auch nur irgendeine vernünftige Rolle spielen wird.
Abgesehen davon ist die Maschine - wie jede andere auch - ja nur so intelligent wie der der davor sitzt.
Heißt: Der 3D-Drucker muss ja auch mit Daten gefüttert werden. Wo sollen die herkommen?
Um eine Rad-Trieb-Kombi (Mobile) mit aktuellen Technologien (Inventor etc.) zu zeichnen (Fertigungszeichnung mit Massen, Toleranzen etc.) benötigt man heute locker einen ganzen Tag, sofern man die Rohdaten bereits hat: Maße, Verzahnungsnorm, Verzahnungsberechnung, allfällig Festigkeitsberechnungen etc.
Glaubt hier wirklich irgendjemand realistisch daran, dass ein Uhrmacher das einfach so bewerkstelligen kann um einen einzelnen Teil zu reproduzieren?
Im sinne von: ich schieb' den Teil mal in die Lade am Gerät und das Gerät tastet den ab und macht mir dann eine Kopie davon? Im Ernst?
Und was soll der Teil dann kosten wenn man 2 Tage dran gearbeitet hat und die Rundlauftoleranz dann auch innerhalb der üblichen +/- 9my ist.
Ich bezweifle auch, dass 3-Druck irgendwann mal so weit sein wird in anderen Bereichen bessere und günstigere Teile zur Verfügung stellen wird. Einziger Vorteil bleibt somit: Ich kann Geometrien die mit anderen Methoden nicht herstellbar sind. Für mechanische Uhren ist das schlichtweg nicht notwendig.
Also vergesst den 3D-Drucker und lasst uns lieber darüber nachdenken wie wir als Gesellschaft verhindern können, dass die Großindustrie das Uhrmacher-Handwerk plattmacht.
Gruß
Richard
"Ich würd' es wieder tun!" Udo Jürgens
archimagirus
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von archimagirus »

tourbillon69 hat geschrieben: 11 Jul 2017, 08:50 ....lasst uns lieber darüber nachdenken wie wir als Gesellschaft verhindern können, dass die Großindustrie das Uhrmacher-Handwerk plattmacht.
Gruß
Richard
Interessante Diskussion :thumbsup:
Ich wage mal ein gewagte These und behaupte dass es ohne einen gewissen Nicolas Hayek das schweizer Uhrmacherhandwerk schon längst 'platt' wäre.
Rolex/PP würden als einzige Manufakturen monopolartig die letzte Europäische Luxusbastion tapfer verteidigen und Uhrmacher würden nur noch in großer Stückzahl im Land der aufgehenden Sonne ausgebildet werden.

Der Knackpunkt ist doch, für mein Verständnis jener, dass sich freie Uhrmacher / Kleinunternehmer nicht in der nötigen Weise im Schulterschluss gegen diese Politik der Konzerne agieren und Ihnen völlig eine Gesellschaftliche Lobby fehlt um diesen Zustand zu ändern.
Jeder kämpft für sich , die Handwerkskammern arbeiten im Stile des vorletzten Jahrhunderts und am Ende bleibt ausser Frust und unzufriedenen Kunden nur noch solche Diskussionen.

Ich denke der Ruf nach der 'Gesellschaft' hier zu einem Umdenken zu gelangen ist ein wenig zu hoch nach den Sternen greifend.
Da es kein Gesellschaftliches Problem ist (anders als die Ersatzteilversorgung bei KFZen) sondern ein Luxusproblem einer sehr kleinen Bevölkerungsschicht.

Ich denke das geht im Schulterschluss nur aus einer Verbindung aller selbstständig arbeitenden Uhrmachermeister und der Zuhilfe der Journaille die dieses Problem flächendeckend (nicht nur in Uhrenmags) erörtert und darstellt.
Tickende Grüße, Jan!
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MPG
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von MPG »

archimagirus hat geschrieben: 11 Jul 2017, 09:54
tourbillon69 hat geschrieben: 11 Jul 2017, 08:50 ....lasst uns lieber darüber nachdenken wie wir als Gesellschaft verhindern können, dass die Großindustrie das Uhrmacher-Handwerk plattmacht.
Gruß
Richard
Interessante Diskussion :thumbsup:
Ich wage mal ein gewagte These und behaupte dass es ohne einen gewissen Nicolas Hayek das schweizer Uhrmacherhandwerk schon längst 'platt' wäre.
Rolex/PP würden als einzige Manufakturen monopolartig die letzte Europäische Luxusbastion tapfer verteidigen und Uhrmacher würden nur noch in großer Stückzahl im Land der aufgehenden Sonne ausgebildet werden.

Der Knackpunkt ist doch, für mein Verständnis jener, dass sich freie Uhrmacher / Kleinunternehmer nicht in der nötigen Weise im Schulterschluss gegen diese Politik der Konzerne agieren und Ihnen völlig eine Gesellschaftliche Lobby fehlt um diesen Zustand zu ändern.
Jeder kämpft für sich , die Handwerkskammern arbeiten im Stile des vorletzten Jahrhunderts und am Ende bleibt ausser Frust und unzufriedenen Kunden nur noch solche Diskussionen.

Ich denke der Ruf nach der 'Gesellschaft' hier zu einem Umdenken zu gelangen ist ein wenig zu hoch nach den Sternen greifend.
Da es kein Gesellschaftliches Problem ist (anders als die Ersatzteilversorgung bei KFZen) sondern ein Luxusproblem einer sehr kleinen Bevölkerungsschicht.

Ich denke das geht im Schulterschluss nur aus einer Verbindung aller selbstständig arbeitenden Uhrmachermeister und der Zuhilfe der Journaille die dieses Problem flächendeckend (nicht nur in Uhrenmags) erörtert und darstellt.
Alles richtig, nur erzeugst Du damit in der "breiten Masse der Bevölkerung" keine nennenswerten Mengen an Betroffenen.
Wenn deren Uhr nicht mehr geht, gehen sie zum Uhrmacher, Juwelier, Kaufhaus, MisterMInit und lassen sich ne neue Batterie einsetzen. Wenn dann die Uhr immer noch nicht läuft, wird sie gegen eine Neue vom Preis von deutlich unter hundert Euro ersetzt.
Viele Grüße
--Michael--

Wer nur Jux machen will, den kann man nicht ernst nehmen.
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von archimagirus »

MPG hat geschrieben: 11 Jul 2017, 10:03
Alles richtig, nur erzeugst Du damit in der "breiten Masse der Bevölkerung" keine nennenswerten Mengen an Betroffenen.
Wenn deren Uhr nicht mehr geht, gehen sie zum Uhrmacher, Juwelier, Kaufhaus, MisterMInit und lassen sich ne neue Batterie einsetzen. Wenn dann die Uhr immer noch nicht läuft, wird sie gegen eine Neue vom Preis von deutlich unter hundert Euro ersetzt.
Das ist der status quo!
Wenn man nicht dran glaubt dass man durch Information ein gewissen Umdenken erreichen wird, kann man sich so manches sparen (inklusive dieser Diskussionen)

Das Gesellschaftliche Problem des Überflusses und das Wegwerf/Konsum Verhalten unserer 'zivilisierten' Gesellschaft steht in vielen Bereichen auf der Kippe
Die ökologische Bewegung /das Umweltbewusstsein (bei manchen Bevölkerungsschichten)/ Bewegungen wie slow food oder Agriturismo Projekten sind alle durch Information und ein Umdenken in gewissen Gesellschaftlichen Schichten entstanden.

Alles 'Probleme' und Diskussionen die 99% der Erdbevölkerung weder tangieren noch das diese sie Ihr Leben in irgend einer Weise beeinflussen.
Tickende Grüße, Jan!
Richard Habring
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Richard Habring »

archimagirus hat geschrieben: 11 Jul 2017, 09:54
Ich wage mal ein gewagte These und behaupte dass es ohne einen gewissen Nicolas Hayek das schweizer Uhrmacherhandwerk schon längst 'platt' wäre.
Ja und nein! NH ist da sicher (auch aber nicht nur) positiv zu erwähnen.
Die Strategie die sein Filius (mangels eigener Ideen = meine gewagte These) zwischenzeitig vorantreibt stammt aber auch von NH.
Das was einst den erst der Schweizer Uhrenindustrie gerettet hat (nämlich der Zusammenschluss aller verbliebenen Firmen zu ETA/SMH) zerstört die Branche in seiner Gesamtheit nunmehr aufgrund seiner Marktmacht.
Weil die SG über die Jahre diese Dominanz weiter ausbauen konnte springen alle anderen Gruppen (Richemont, LVMH etc.) auf den Zug auf und machen fleißig mit.
Man muss schon sehr naiv (oder blind) sein (nicht persönlich gemeint!) im agieren der SG das Bestreben um Bewahrung der Uhrmacherkunst zu erkennen.
Gruß
Richard
P.S. Ich hab's endlich geschafft richtig zu zitieren!
"Ich würd' es wieder tun!" Udo Jürgens
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von archimagirus »

tourbillon69 hat geschrieben: 11 Jul 2017, 10:43
P.S. Ich hab's endlich geschafft richtig zu zitieren!
Chapeau :wink:
tourbillon69 hat geschrieben: 11 Jul 2017, 10:43
Man muss schon sehr naiv (oder blind) sein (nicht persönlich gemeint!) im agieren der SG das Bestreben um Bewahrung der Uhrmacherkunst zu erkennen.
Falls sich das auf meine Aussage bezog habe ich das mit keiner Silbe so gemeint.

Die Gefahr das Konzern(e) einen ganzen Berufsstand versucht 'aus zu hebeln' ist offensichtlich.
Die Frage ist aber auch : Was bewegt heute einen jungen Menschen den Beruf des Uhrmachers zu erlernen?
Ich denke die wenigsten haben im Sinn sich später selbstständig zu machen und im besten Falle eigene Kreationen zu produzieren.

Gerade in der Schweiz haben sie doch im Moment durch die Ausgangsposition den Glauben einer sicheren beruflichen Karriere innerhalb der Konzerne.
Und ich kenne keinen jungen Menschen der mit Anfang 20 darüber nach denkt wie es mit Ihm mit 50 steht :wink: das sind Lichtjahre weit weg

Als ich meinen Vater Ender der 80er eröffnete das mich die Uhrmacherei auch interessiert und ich mir eine weitere Lehre vorstellen könnte (nach 2 Erfolgreichen Abschlüssen in der Gastronomie)
meinte er nur , das er nicht gewillt sei "..die dritte Brotlose Kunst zu subventionieren.."

So gesehen gibt es schon Parallelen in unserer Zunft (wobei die Ursachen der Lage völlig verschiedene sind)

Was ich damit sagen möchte ist dass es damals ebenfalls eine sehr schwierige Zeit war in diese Zunft ein zu steigen. Heute gestalten sich die Herausforderungen eben anders.

Ich glaube dass es (in jedem Handwerk) nur wenige Individuen gibt das das komplette 'Zeug' dazu haben ein erfolgreicher Unternehmer zu sein.
Und das wird den jungen Menschen heute auch (gerade in den Konzernen) nicht mehr vermittelt, das ist m.M.n auch ein mächtiger Faktor dem die Branche (unter den freien Uhrmachern) zusetzt.

Eine Frage an Richard persönlich

Wie sieht es bei Euch aus? Was habt Ihr für Erfahrungen mit jungen Uhrmachern? Wo liegen die Defizite? Und wie sehen diese jungen Menschen Ihre Karriere/Entwicklung?
Tickende Grüße, Jan!
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Christoph_Ritter
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Christoph_Ritter »

gatewnrw hat geschrieben: 10 Jul 2017, 12:27 Angeregt durch den schönen Bericht von Andi über den Abschluss an der GO Uhrmacherschule und die harsche Kritik von Heinz-Jürgen an meinem Nachdenken (die Welt ist Friede, Freude... [oder etwa nicht]) stelle ich zur Diskusion:

Welche Behinderungen werden dem o.a. Kreis durch die Konzerne in den Weg gestellt?
Um auf den Eingangspost zurückzukehren,
ich habe mich vor 3 Jahren als Uhrmacher selbstständig gemacht, nachdem ich meine Ausbildung im elterlichen Betrieb genossen, dann die Meisterprüfung gemacht habe und danach 4 Jahre bei einem Juwelier tätig war der mit den "großen" Marken (Breitling, Richemont, SG) zu tun hat.

Ich habe am Anfang meiner Selbstständigkeit in den, laut vielen Kollegen, "sauren Apfel" gebissen und mich für die Swatch Group Marken zertifizieren lassen, also für die "B-Marken" wie Tissot, Certina, Rado, etc, aber auch für Longines und Omega.

Während der Einstieg zu den B-Marken mit nur eher wenig finanziellem Aufwand erledigt ist, ist das bei Longines und Omega eine andere Sache.

Omega verlangt neben einer guten bis sehr guten Grundausstattung der Werkstatt (bestimmtes WD Prüfgerät, Reinigungsmaschinen, Zeitwaage,etc.) jede Menge Spezialwerkzeug, das fängt an bei den Gehäuseöffnern, geht über die verschiedenen Stempel zum Verschließen der Gehäuse und Einpressen der Gläser (da hat jede Marke beinahe für jedes Modell eine eigene Form) und dann noch spezielle Werkzeuge und Werkhalter für die verschiedenen Werke und Gehäuse.

Auch ein spezielles (und teures!!) WD -Prüfgerät wird verlangt, welches mit einem Nass-Test die Dichtigkeit mit bis zu 125Bar prüfen kann. Das Gerät kostet so 2000-3000€, ist aber Pflicht zur Zertifizierung. Ich habe mir das Gerät, mit dem Wissen dass ich es so schnell wohl nicht brauchen werde (aber ich bin ja noch Jung :lol: ), zugelegt und es bis heute nur 1x zu Testzwecken verwendet, tatsächlich kam es noch nie zum Einsatz. Ist also einer sehr teure Deko :lol: .

Aber wenn alles zur Zufriedenheit der Swatch Group ist, ist es ein mMn sehr gutes Zusammenarbeiten, es werden inzwischen regelmäßig kostenlose, anspruchsvolle Schulungen abgehalten und auch mit den Ersatzteil - Bestellungen funktioniert alles problemlos aus meiner Sicht.

Ich habe mir das damals auch lange und gut überlegt, da es für den Anfang meiner Selbstständigkeit doch eine sehr große Investition war (grob geschätzt 6-7000€, aber es war schon eine sehr gute Grundausstattung vorhanden, habe mir dadurch also viel gespart), und bis heute bereue ich es nicht, da u.A. diese Zertifizierungen mein Vorteil oder Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Juwelieren / Uhrmachern in meiner Stadt ist. Natürlich finde ich nicht alles gut was vorgeschrieben wird, aber sie lassen auch in gewissem Rahmen mit sich verhandeln.

Zu Breitling kann ich sagen dass man als nicht Konzessionär keine Chance auf Ersatzteile hat, auch als Konzessionär werden an einen sehr hohe Ansprüche gestellt, was in den letzten Jahren ein paar Juweliere dazu "veranlasst" (wohl eher gezwungen) hat eine komplett neue Werkstatt einzurichten.

Aber in einer "modernen" Werkstatt lässt es sich aus meiner persönlichen Sicht auch einfach besser und effizienter Arbeiten, das fängt schon bei Kleinigkeiten an (ich komm wieder auf die versch. Pressstempel für Gläser, Gehäuse, etc. zurück).


Und bei den "kleinen" Marken... es gibt solche da klappt es wirklich problemlos (Oris, Fortis, aber auch Tag Heuer liefert Ersatzteile an freie Uhrmacher, jedoch zu anderen Konditionen wie an Konzessionäre), dann wollte ich vor kurzem mal eine Krone für eine Victorinox bestellen, da hieß es wiederum dass es die nur für die "Premium" Partner gibt;

Es fehlt, bedingt durch die versch. Konzerne, einfach eine einheitliche Linie bei den Zertifizierungen, so weiß ich von Kollegen dass sie von der Funktion her exakt dieselben Geräte mehrfach besitzen, nur weil Marke A das Gerät von diesem Hersteller will und Marke B von einem anderen...



Wie es um ETA und die Auslieferung von Ersatzteilen an Fournituristen und andere Marken geht weiß aktuell wohl niemand so genau,
die Firma Cousins im UK wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen und konnte auch schon einen Teilsieg erringen (habs nur schnell überflogen, bitte korrigiert mich wenn ich es falsch verstanden habe!):

http://www.bwcmg.org/blog/swiss-court-r ... ur-cousins


Das war es mal zur Situation des Uhrmachers aus meiner Sicht, auch wenn ich damit bei manchen Uhrmacherkollegen anecken werde, ich finde die Zertifizierungen (großteils) eine gute Sache!
Maximus82
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Maximus82 »

Danke für die Einblicke und die Sichtweise eines Uhrmachers.
Das gilt auch für Richards Beiträge hier.

Ich finde es immer faszinierend und toll, wenn Fachleute hier tieferen Einblick in die Materie gewähren - sei es durch Reparaturberichte oder eben durch solche Erfahrungsberichte. Danke!
lg Stephan
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Christoph_Ritter
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Christoph_Ritter »

Was es noch zu ergänzen gibt:

Die "Schulungen" bei der Swatch Group gleichen mittlerweile eher Prüfungen, sprich, es gibt eine "Abschlussarbeit" die nach einem sehr strengen Kriterienkatalog bewertet wird, auch ein nicht-bestehen ist möglich.

Also sagt die Zertifizierung inzwischen auch was über die Qualität des Uhrmachers aus... Kann euch leider nicht sagen was genau passiert wenn man nicht besteht, hab bis jetzt alles bestanden :whistling: :wink:
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mrdata
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von mrdata »

Christoph_Ritter hat geschrieben: 11 Jul 2017, 13:34 Also sagt die Zertifizierung inzwischen auch was über die Qualität des Uhrmachers aus...
Auch von mir Danke für Deine Einblicke!! Ich frage mich nun noch, ob sie die Prüfungen auch Hausintern machen... :mrgreen: :whistling:

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Viele Grüße, Dirk
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Christoph_Ritter
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Christoph_Ritter »

Uuuuups :whistling:
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Paulchen »

Sind das 30 cm?
Ach nee, das war die andere Firma, oder? :mrgreen:
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cool runnings
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von cool runnings »

Paulchen hat geschrieben: 11 Jul 2017, 14:10 Sind das 30 cm?
Ach nee, das war die andere Firma, oder? :mrgreen:
Nö, Dirks Frau. :mrgreen:
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MCG
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von MCG »

tourbillon69 hat geschrieben: 11 Jul 2017, 10:43
archimagirus hat geschrieben: 11 Jul 2017, 09:54
Ich wage mal ein gewagte These und behaupte dass es ohne einen gewissen Nicolas Hayek das schweizer Uhrmacherhandwerk schon längst 'platt' wäre.
Ja und nein! NH ist da sicher (auch aber nicht nur) positiv zu erwähnen.
Die Strategie die sein Filius (mangels eigener Ideen = meine gewagte These) zwischenzeitig vorantreibt stammt aber auch von NH.
Das was einst den erst der Schweizer Uhrenindustrie gerettet hat (nämlich der Zusammenschluss aller verbliebenen Firmen zu ETA/SMH) zerstört die Branche in seiner Gesamtheit nunmehr aufgrund seiner Marktmacht.
Weil die SG über die Jahre diese Dominanz weiter ausbauen konnte springen alle anderen Gruppen (Richemont, LVMH etc.) auf den Zug auf und machen fleißig mit.
Man muss schon sehr naiv (oder blind) sein (nicht persönlich gemeint!) im agieren der SG das Bestreben um Bewahrung der Uhrmacherkunst zu erkennen.
Gruß
Richard
P.S. Ich hab's endlich geschafft richtig zu zitieren!
Mit über 35'000 Beschäftigten muss eine Firma auch mal auf sich selber schauen können.
Wenn vorher alle bei Swatch einkauften - weil einfacher und billiger - und das dann auch noch gerichtlich durchgesetzt / aufrecht erhalten warden muss, habe ich Verständnis für Swatch die Sache am Schopf zu packen und sich abschliessend davon zu befreien. War ja ein jahrzehnte langer Prozess und hat dazu geführt, dass zumindest etwas mehr Manufaktur-Reichtum entstanden ist. Wobei ich persönlich auf Firmen wie Sellita verzichten könnte, wenn es nur darum geht dasselbe einfach in einem 2. Betrieb wieder herzustellen. Ich denke mittelfristig wirds interessant, wenn Swatch zb. ihre ETAs-2824 komplett durch ihre Powermatic 80 ersetzen und Sellita (endlich) auch Innovationen zeigen muss...
LG aus Mostindien - Markus
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