Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

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hermann
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von hermann »

tourbillon69 hat geschrieben: 13 Jul 2017, 09:46
Wir haben zwar gute Verbindungen zur WK (Wirtschaftskammer), dort landen wir letztlich aber bei unsere Fachgruppe welche eher zahn- und mutlos agiert. Dass die sich an die seinerzeitige Beschwerde des europ. Verbands angeschlossen haben hat denen schon eine ganze Menge Mut abgefordert.
beste Grüße
Richard
Ich war vor ca. drei vier Wochen beim Direktor Stattmann unter anderem wegen dieses Themas. Sinn gemäß lautete die Antwort so: "Wir werden die (SG) in Grund und Boden klagen, dafür haben wir ja die Millionen an Mitgliederbeiträgen". :mrgreen:
Man wird sehen, oder auch nicht. Denn mein E-mail Verkehr mit dem Hauptverband in Wien vor einigen Jahren endete in den Tipp, doch die Zertifizierungen zu machen....
Ach ja, die Tage war ein Kunde da, der von mir Hilfestellung zum Kauf einer Meistersinger wollte. Ich habe dem tatsächlich zu einem Modell mit Sellita und nicht ETA Werk geraten. :whistling:

Gruß hermann
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Guntram
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Guntram »

Als Technik-Laie hätte ich da mal 'ne Frage... kann man Ersatzteile nicht mittlerweile auch ohne Hilfe der Werkehersteller mit einem 3D-Drucker produzieren? Für Siliziumspiralen stelle ich mir das natürlich schwierig vor, aber Zapfen/Räder/Lager/...?
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mrdata
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von mrdata »

Da hat Richard ein paar Seiten vorher schon was dazu gesagt, Guntram.
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Ralf
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Ralf »

Wir zahlen für ein Teil (316L) so zwischen 10 und 20 Euro, in Serie. Wegen Versuchen haben wir ein paar vorab in 3-D-Druck bestellt. 4000 bis 6000 Euro das Stück. Toleranzen sind so ±0,05 ... ±0,10 mm, das reicht für viele Uhrenteile noch nicht.
Man liest sich!

Ralf
gatewnrw
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von gatewnrw »

Ich habe mal den Beitrag von Pit hierhin kopiert, gibt noch etwas Futter zur E-Teile-Versorgung und zur gerichtlichen Entwicklung (Link2), darüber hinaus sehr interessant der Link im Artikkel zur Schwarzen Liste und die dortige Diskussion.

LG Peter
Pit hat geschrieben: 14 Jul 2017, 11:17 Hallo
Das Onkel Kern bei Richemont keine Lust mehr hat hatten wir ja schon.
Hier noch zwei, drei Meldungen die mir heute Morgen aufgefallen sind.
Die NZZ beschäftigt sich mit der starken Abhängigkeit des Jura von der Uhrenindustrie und heranwachsenden neuen Branchen.
https://www.nzz.ch/finanzen/wirtschaftl ... ld.1306003
In diesem Blog wird die Einstellung der Ersatzteillieferung der Swatchgroup thematisiert...
https://www.der-uhr-macher.de/2017/07/1 ... atchgroup/
...und darüber hinaus über massive Rückgänge an Auftragseingängen bei Swatch und Selitta.
https://www.der-uhr-macher.de/2017/07/1 ... eingaenge/
Gruß Pit
yi lu ping an 20200216

mingtian mingtian ni de wei xiao
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Richard Habring
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Richard Habring »

Und gleich noch ein Link https://www.der-uhr-macher.de/2016/06/3 ... n-liefern/ dazu:
Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern!
Ist in der aktuellen Situation verständlich, aber: Jeder der bei der ETA anfrägt und Werke bestellen möchte kriegt ein Abfuhr!
Gruß
Richard
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walter
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von walter »

Eine Frage der Definition von "Drittfirmen" vermute ich.
Ab 1000 oder 10.000 Stück kommst Du wahrscheinlich besser durch :angry:
Walter

Mein Indischer Schachmeister sagte: Am Ende kommen Bauer und König in die selbe Kiste
inversator
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von inversator »

tourbillon69 hat geschrieben: 14 Jul 2017, 15:45 Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern!
Ist in der aktuellen Situation verständlich, aber: Jeder der bei der ETA anfrägt und Werke bestellen möchte kriegt ein Abfuhr!
Bei der Swatchgroup musst du dir auch immer selber hinzudenken was nicht ausgesprochen wurde. Möglicherweise steht hier unausgesprochen eine Mindestbestellung im Raum die realistisch kein Dritthersteller stemmen könnte? Aber cool, dass die liebe Swatchgroup wieder das Fussvolk beliefern will.
Ist wie in der "Krise" 2008-2009. Die Swatchgroup verkündet vollmundig "Wir entlassen kein Personal wegen der momentanen Krise" und wird bejubelt.
Unausgesprochen blieb aber, dass natürlicher Personalschwund (Pensionierung, Stellenwechsel durch den Arbeitnehmer initiiert etc.) nicht nachbesetzt wurde. Ausserdem gibt es ja noch andere Kündigungsgründe als eben diese besagte "Krise".
Das ist halt Marketing.
Gruss
Holger
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Paulchen
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Paulchen »

walter hat geschrieben: 14 Jul 2017, 22:16 Eine Frage der Definition von "Drittfirmen" vermute ich.
Ab 1000 oder 10.000 Stück kommst Du wahrscheinlich besser durch :angry:
Walter

Wie sieht es mit Wiederverkäufern aus?
Z. B.: cousinsuk.com oder ofrei.com
Da kann dann Stowa, Steinhart oder Microbrands die entsprechende Stückzahl kaufen.
Aber die wird man bestimmt nicht beliefern, bzw. den Weiterverkauf (Graumarkt) gestatten.
H-P
gatewnrw
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von gatewnrw »

inversator

quote
Möglicherweise steht hier unausgesprochen eine Mindestbestellung im Raum die realistisch kein Dritthersteller stemmen könnte? Aber cool, dass die liebe Swatchgroup wieder das Fussvolk beliefern will.
unquote

paulchen

quote
Aber die wird man bestimmt nicht beliefern, bzw. den Weiterverkauf (Graumarkt) gestatten.
unquote

wie ich in einem Beitrag auf Seite 5 schrieb (der möglicherweise ausgeübte Druck auf Anbieter von sonstigen Teilen wie ZB, Gehäuse etc.), über Mindestabnahmemengen kann man auch gerichtsfest Dritte aushebeln, niemand kann gezwungen werden, unwirtschaftlich zu handeln.

1000 Stück p.a. werden Dich sicher nicht qualifizieren zum Kunden des Jahres, 10000 wäre vllt. nachdenkenswert (mit entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen (ich spreche nicht von Knebelungen).

LG Peter
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Heinz-Jürgen
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Heinz-Jürgen »

Mal eine Zwischenfrage an die Uhrmacher/Kleinhersteller: habt Ihr eigentlich keinen Verband oder eine Innung, die Eure Interessen vertritt? Wenn ja, macht es da nicht Sinn, dass von dort aus mal was organisiert wird?

Zweite Frage: warum bildet Ihr keine Einkaufsgenossenschaft o. ä?

Bitte jetzt schon um Entschuldigung, falls das dumme Fragen sind, aber ich tummele mich in einer anderen Branche...

Heinz-Jürgen
Grüße aus dem Pott

Heinz-Jürgen

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Richard Habring
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Richard Habring »

Heinz-Jürgen hat geschrieben: 15 Jul 2017, 13:59 Mal eine Zwischenfrage an die Uhrmacher/Kleinhersteller: habt Ihr eigentlich keinen Verband oder eine Innung, die Eure Interessen vertritt? Wenn ja, macht es da nicht Sinn, dass von dort aus mal was organisiert wird?

Zweite Frage: warum bildet Ihr keine Einkaufsgenossenschaft o. ä?

Bitte jetzt schon um Entschuldigung, falls das dumme Fragen sind, aber ich tummele mich in einer anderen Branche...

Heinz-Jürgen
Hallo Heinz-Jürgen
Natürlich haben die Uhrmacher einen Verband/Innung, länderbezogen. Der europäische Zusammenschluss dieser Fachgruppen hat ja vor Jahren die Beschwerde an die EU-Kommission gerichtet (siehe weiter vorne bei Christoph). In Summe waren das für die EU-Kommission aber offensichtlich zu wenig Betroffene (in A noch ca. 400 von einst ca. 700 in 2004). Wir haben vor Jahren (Österreich war ja für die SG quasi Testmarkt bei der Verknappung von ET mit Omega) unserer Fachgruppe empfohlen Omega auf eine Blacklist zu packen. Unsere Standesvertreter waren aber der Meinung das sei zu radikal zumal die SG mit Ihrer Niederlassung in Wien ja auch (Zwangs)-Mitglied der Innung ist und so ja quasi Mitglieder gegen Mitglieder vorgehen würden. Da die Beiträge nach Betriebsgrößen gestaffelt sind ist die SG mit Ihrer Niederlassung in A wahrscheinlich sogar unter den größten Beitragszahlern. Und wer zahlt schafft schließlich an. Ein Schelm wer böses dabei denkt!

Bei der zweiten Frage muss ich leider passen weil wir zwischenzeitlich so autonom sind, dass wir überhaupt keine Fremdwerke oder Komponenten davon mehr einkaufen. Ich kann Dir maximal darlegen welche Kommentare wir bekommen wenn wir unsere eigenen Uhrwerke anderen Marken anbieten (auf Anfrage). Das Thema füllt einen eigenen Thread.
Gruß
Richard
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von SteveMcQueen »

Irgendwie verstehe ich den Faden - und andererseits auch wieder nicht. Mein Uhrmacher vor Ort ist Konzessionär einiger großen Marken, andere hat er abgegeben oder gibt er gerade ab, von anderen hatte er nie eine Konzession.

Allerdings hatte ich auch mit Marken, für die er keine Konzession hat, nie Probleme, was Service angeht. Egal ob z. B. Panerai oder Zenith - abgeben, die übliche Zeit warten, Uhr wird serviciert. Die Teile werden direkt beim Hersteller angefordert und auch geliefert, die Arbeit in der eigenen Werkstatt gemacht.

Wird eventuell mit zweierlei Maß gemessen?
Mit Uhren ist es wie mit Menschen: Manche sind Originale, andere bleiben zeitlebens nur eine Kopie. - Horrido, Steffen.
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Thomas H. Ernst
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Thomas H. Ernst »

gatewnrw hat geschrieben: 15 Jul 2017, 13:28 inversator

quote
Möglicherweise steht hier unausgesprochen eine Mindestbestellung im Raum die realistisch kein Dritthersteller stemmen könnte? Aber cool, dass die liebe Swatchgroup wieder das Fussvolk beliefern will.
unquote

paulchen

quote
Aber die wird man bestimmt nicht beliefern, bzw. den Weiterverkauf (Graumarkt) gestatten.
unquote

wie ich in einem Beitrag auf Seite 5 schrieb (der möglicherweise ausgeübte Druck auf Anbieter von sonstigen Teilen wie ZB, Gehäuse etc.), über Mindestabnahmemengen kann man auch gerichtsfest Dritte aushebeln, niemand kann gezwungen werden, unwirtschaftlich zu handeln.

1000 Stück p.a. werden Dich sicher nicht qualifizieren zum Kunden des Jahres, 10000 wäre vllt. nachdenkenswert (mit entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen (ich spreche nicht von Knebelungen).

LG Peter
Könntest Du das bitte korrekt quoten? Das ist ausgesprochen mühsam zu lesen. :roll:
Grüsse Thomas
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Heinz-Jürgen
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Re: Der Freien Not oder Wie repressiv behandeln die Konzerne Kleinhersteller/Uhrmacher/Juweliere

Beitrag von Heinz-Jürgen »

@Richard:

Danke für die Antwort. Ist zwar etwas ernüchternd, gleichzeitig aber auch erwartungsgemäß und so, wie in anderen Industrie- oder Handwerkskreisen auch.

Heinz-Jürgen
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