vintwatch18 hat geschrieben: ↑28 Apr 2018, 11:56
Aber geht es gerade bei Uhren nicht auch um Emotionen, Design, Mythen, persönlichen Vorlieben usw.?
Sonst würde doch niemand 5.000,- EUR für eine Rolex ausgeben, obwohl man eine fast gleichwertige Uhr auch für 500,- EUR haben kann.
Definiere "fast gleichwertig"!
Eine 500,- Uhr mit einfachem ETA Werk, wie z.B. die Hamilton, wird niemals einem Rolex Kaliber an Ganggenauigkeit und Zuverlässigkeit Paroli bieten können. Jede pendelt mehr oder weniger stark um einen Mittelwert der, mit etwas Glück, nicht all zu weit von der Null-Linie liegt. Dies aber auch nur ein Weile, bis sich störende Einflüsse mehr und mehr bemerkbar machen. Bei einer Rolex oder Omega kann ich mich über einen sehr langen Zeitraum an konstanten, voraussagbaren Gangergebnissen erfreuen. Dafür bezahle ich dann den Preis auch gerne.
Abgesehen davon bekomme ich in zehn Jahren den Kaufpreis wieder, und zwar vom Händler nicht vom Sammler. Bei der Hamilton sicher nicht.
Auch wenn die French Diver alle technisch einfache Uhren darstellen, laufen viele davon noch gut und zuverlässig. Das leisten viel teurere Werke nach so vielen Jahren häufig nicht, da kann die rein funktionale Qualität auch nicht so mies gewesen sein, wie manchmal gerne von Leuten behauptet wird, die so eine Uhr gar nicht besitzen.
Zwischen "bewegt sich regelmässig vorwärts" und "liefert unter allen Umständen reproduzierbare Gangergebnisse" liegen Welten. Selbst die ausserordentlich guten Stiftanker-Werke von Oris können heute nicht einmal mit einem guten Standardwerk konkurrieren, da sollten Premiumhersteller in der Diskussion gar nicht erst auftauchen.
Die Gemeinde der French Diver-Sammler wächst seit Jahren und gute Stücke dieser Gattung gehen nirgendwo mehr unter mehreren hundert Euro weg. Die Taucheruhren Mortimas bzw. ERCs (zwei Label, eine Marke) zählen neben den Yemas wegen Größe, Design, Robustheit, zu den gesuchtesten Stücken. Warum mancher das in dieser Diskussion unbedingt anders sehen will, leuchtet mir nicht ganz ein.
Ich kenne die Präferenzen der meisten Sammler nicht, das ist mir viel zu abstrakt. Ich kenne Kaffeerahmdeckel-Sammler, die flippen aus wenn ich ihnen erkläre dass die Deckel von Emmi-Milch auch nur aus bedruckter, plastifizierter Alufolie bestehen und keinen Rappen mehr wert sind als die anderer Hersteller. Die würden mich dafür am liebsten an's Kreuz nageln, schliesslich bezahlen die Beträge von denen man eine ganz Kuh kaufen könnte.
Ich dachte immer, dass man die Uhren sammeln darf, die einem gefallen. Wenn dieses Sammelgebiet manchem nicht gefällt und er die die aktuellen Preise nicht zahlen würde, muss man doch nicht deshalb anderen ihre Uhren oder Sammlung schlecht reden.
Hat ja auch niemand gesagt dass man keinen Spass daran haben kann. Ich z.B. sammle gerne Dinge die überhaupt nichts kosten, nicht einmal aus Materie bestehen, und habe irrsinnigen Spass daran. Man sollte aber auch respektieren wenn die Gemeinschaft das nüchterner sieht und, mangels Emotionen, halt betrachtet was vor einem auf dem Tisch liegt.
Und sorry wenn ich so naiv bin und niemals auch nur einen Heller in ein verchromtes Buntmetallgehäuse und ein Werk, dass es längst nicht mehr gibt, investieren würde. Für mich ist eine Uhr zum Tragen da, sie muss möglichst perfekt funktionieren und jederzeit mit Ersatzteilen bzw. Oberflächenbearbeitung in den Neuzustand zu versetzen sein. Ansonsten stellt sie mangels Nachhaltigkeit keinerlei Wert für mich dar.