jenne hat geschrieben:\
Pro Mechanik
- Besser zu sammeln, da nicht alle Uhren gleichzeitig leer laufen (Batterien bei Quarz)
- Umweltfreundlicher, keine Batterien
- Optisch attraktiver bei Glasboden
- Höherer Schmuckwert, da Mechanik einem Kunstwerk näher kommt als Quarz (z.B. skelettiert)
Pro Quarzuhr
- Genauer (mit Funk sogar absolut genau)
- Datum korrigiert sich am Monatsende selbst (analog nur bei Funk?)
- Revisionen i.a. billiger
- Mehr Funktionen möglich (Barometer, Thermometer, Alarm u.v.a.)
- Besser für sehr alte Leute (Automatik läuft schlecht wg. Bewegungsmangel und Handaufzug wird leicht vergessen

)
- Günstiger
Wo ich keine Ahnung habe: Was ist stoßunempfindlicher/solider? Was ist empfindlicher bei Magnetismus? Ich weiß noch, dass meine Oma keine mechanisch-automatische tragen konnte, weil die stehen bleiben würde, sie hat sich zu wenig bewegt. Da blieb nur eine Quarzuhr. Vielleicht trifft das auch auf manche moderne Büro-Menschen zu?

Gibt es bei Akku-Uhren (Solar) Tiefentladungen, die eine Uhr bei Dunkelheit (bei Sammlern) beschädigen können?
j.
Wie jetzt "nicht alle UHren laufen gleichzeitig leer"? Tun sie doch bei Batterie auch nicht, es sei denn durch Zufall. Aber lass mal drei mechanische Uhren pro Jahr ueberholen (oder gar mehr je nach Groesse der Sammlung). Das sind Instandhaltungskosten da kann man sich laessig eine massivgoldene Breitling Superquartz kaufen, wenn man das ueber 20-30 Jahre betrachtet. Und solange sollen mechanische Uhren ja mindestens halten. Quartzer halten in meiner Erfahrung uebrigens auch so lange.
Umweltfreundlicher muss man differenziert betrachten und das wird richtig kompliziert. An Rohstoffen faellt bei Mechanikuhren bestimmt mehr an. Auch mehr Verschleiss bei der Herstellung. Ist einfach rundum aufwendiger. Und aufwendiger bedeutet normalerweise auch eine hoehere Schadstoffbelastung.
Dazu @Sedi. Als West-Europaeer haben wir sogar einen ziemlich guten Carbon-Footprint. Ein WE hat einen Footprint, der ungefaehr halb so gross ist (eher kleiner) wie der eines durchschnittlichen Amis. Ein durchschnittlicher WE hat einen Footprint ungefaehr auf Niveau eines US Obdachlosen (kein Haus, kein Auto, keine Flugreisen, wenig essen, wenig Konsum).
Man kann als einziges Argument fuer Mechanik nur zwei, drei Dinge nennen.
1. Aesthetik
2. Prestige
3. Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit kann man aber nur dann als positiv bewerten, wenn man die Carbonrechnung und die Kostennutzenrechnung geflissentlich unter den Tisch kehrt. Denn fuer $800 kriege ich bei Citizen einen Volltitanchrono mit ewigem Kalender, Alarm und zweiter Zeitzone, Saphir, 200m Wadi, Stoppuhr, Solar, Funk und fuenf Jahre Garantie. Citizen gibt an, dass ihre Batterien in den Solaruhren bei normaler Verwendung nach 20 Jahren noch 80% ihrer Kapazitaet haben. Also muss ich das Teil vielleicht nach 40 Jahren mal tauschen lassen. Dichtungen muessen natuerlich schon vorher getauscht werden, aber das ist bei mechanischen Uhren auch so, nur kostet da der Service oft mehr. Wenn ich einen Volltitanchrono in Mechanik will kostet mich das mindestens $6000 (IWC oder Omega. OK, Tutima oder Fortis kriegen es vielleicht etwas billiger hin.). Und das ist dann noch kein irres Werk. Die Wadi liegt unter der von Citizen, ebenso die Garantie. Von den Funktionen mal ganz zu schweigen und auch die Ganggenauigkeit wollen wir lieber nicht erwaehnen. Prinzipiell laeuft so ein Mechanikteil dann ewig, aber die Kosten dafuer sind so hoch, dass man sich allein fuer die Instandhaltung bei Citizen alle zehn Jahre eine neue Uhr kaufen koennte. Da sind dann die Einstiegskosten noch gar nicht berechnet. Auch die Opportunity Cost und das Risiko bei Verlust oder Schaden sind da noch nicht mit drin.
Also sogar das vielgeliebte Nachhaltigkeitsargument haelt einer kritischen Pruefung leider nicht stand.
Es laeuft also alles auf Aesthetik, Prestige und Faszination der Mechanik hinaus.
Die kann man auch fast demontieren.
Aesthetik. Ich kann ja um ein Quarz ein genauso huebsches und hochwertiges Gehaeuse bauen wie um ein Mechanikwerk. Siehe Breitling, Seiko, Citizen oder diverse Schweizer Firmen, die fast alle Quarzer im Angebot haben, vornehmlich in Damengroessen. Ich kann auch ein Quarzwerk verzieren und ansehnlich machen, siehe JLC, Breitling, Seiko (9F).
Prestige. Eine Citizen Chronomaster in 18k Gold kostet soviel wie eine JLC Master Ultrathin in 18k Gold. OK. Ich gebe zu, die Schweizer gewinnen da, aber rein kostenmaessig nimmt sich das nicht viel. Und argumentationstechnisch auch nicht. Zwei erstklassige, alte Haeuser, beides ganz famose in-house Werke, Gehaeuse tipp-top gemacht, selbes Material. Klassisches Design.
Das einzige, was man nicht von der Hand weisen kann, ist dass eben der Anblick des JLC Kalibers eine andere Sache ist, als der des A660. Eben die Faszination des Lebendigen an einer Mechanikuhr. Die Mechanik ist ironischerweise menschlicher, da direkter einsehbar, sich bewegend, nachvollziehbar.
Das koennte man dann aber auch abstrahieren und sagen die Chronomaster ist noch faszinierender, denn was ist es fuer eine fabelhafte Leistung des menschlichen Verstands eine solche technische Errungenschaft zu kreieren! Nur erfordert das ein hoeheres Mass an abstraktem Denken und das geht den meisten Leuten ab.
Rational laesst sich also leider fuer Mechanikuhren kaum ein gutes Argument finden.
Man muss also einfach dazu stehen, so wie jemand der einen spritdurstigen Oldtimer ohne ABS und Airbags faehrt, wo er doch im Tesla durch die Gegend flitzen koennte.
Till
Der tickt wohl nicht richtig!? Muss nur mal nachreguliert werden.
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