Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Allgemeine Diskussionen rund um Vintage-Uhren (Oldtimer)
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Olympus
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Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Olympus »

Hallo,

meine Mutter hat mir heute Vormittag eine Taschenuhr gezeigt, welche sie noch von ihrem Schwiegervater hat, ich kann mit dieser allerdings nicht das Geringste anfangen - dabei würde ich eigentlich sagen dass ich mich schon recht gut mit Uhren auskenne.
Vielleicht kann mir hier jemand helfen?

Es handelt sich dabei um eine Taschenuhr, angeblich aus 585er Gold.

Sie hat verschiedene Stempel und Gravuren, die mir allerdings nichts sagen.

Im Deckel ist ein Zeichen bestehend aus einem kleinen F, einem großen G und einem umgedrehten L.
Des Weiteren handschriftlich eine unterstrichene Zeile " 11 N " sowie die Nummer 40935.
Handschriftlich findet sich dann noch am Rand HD / 208 sowie (soweit ich es entziffern konnte) 13460 Jewe oder Zewe.

Ich hab auch gleich mal etliche Bilder gemacht, vielleicht fällt ja jemandem hier etwas dazu ein?
Das Hochladen im Forum hat leider nicht geklappt, deswegen hab ich die Links zu den sechs Bildern unten hingeschrieben.

Würde mich wirklich sehr freuen, wenn jemand etwas weis oder eine Vermutung hat!

Vielen Dank :)



http://www.pic-upload.de/view-14161751/1.1.jpg.html

http://www.pic-upload.de/view-14161752/1.2.jpg.html

http://www.pic-upload.de/view-14161754/1.3.jpg.html

http://www.pic-upload.de/view-14161755/1.4.jpg.html

http://www.pic-upload.de/view-14161756/1.5.jpg.html

http://www.pic-upload.de/view-14161757/1.6.jpg.html
Roland Ranfft
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Re: Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Roland Ranfft »

Moin,

nach dem Stil wurde die Uhr um 1905 gebaut. Das Rohwerk stammt wahrscheinlich von FHF; wer es finissiert hat, wird sich kaum herausfinden lassen.
Olympus hat geschrieben:Es handelt sich dabei um eine Taschenuhr, angeblich aus 585er Gold.
Das "angeblich" würde ich unterstreichen. Normal ist: Kein Goldstempel - kein Massiv-Gold.

Gruß, Roland Ranfft
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Olympus
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Re: Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Olympus »

Hallo Herr Rafft,


vielen herzlichen Dank für die Antwort!

Das ist ja interessant.

Ist solch eine Uhr denn häufig anzufinden?
Beziehungsweise wie kommen Sie zu dem Schluss, dass sie um das Jahr 1905 entstanden sein könnte?

Nochmals vielen Dank :)
Roland Ranfft
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Re: Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Roland Ranfft »

Moin,
Olympus hat geschrieben:Ist solch eine Uhr denn häufig anzufinden?
Jein. Eigentlich sind alle alten Taschenuhren Raritäten, denn vor 100 Jahren gab es viel weniger Erdenbürger, noch viel weniger konnten sich eine Uhr leisten und von diesen wenigen Uhren sind die meisten heute in beklagenswertem Zustand. Aber nur ein kleiner Teil der Menscheit sammelt alte Uhren, und wenn es von einem Uhrentyp noch so viele gibt, daß jeder Sammler eine abbekommt, sind sie in diesem Mikrokosmos eben nicht selten.
Olympus hat geschrieben:wie kommen Sie zu dem Schluss, dass sie um das Jahr 1905 entstanden sein könnte?
Weil damals der Stil von Krone, Pendant, Bügel und Zifferblatt ziemlich schnell wechselte, und Deine Uhr zeigt alle um 1905 gängigen Merkmale. Ich hätte auch schreiben können 1900 bis 1910, aber das hätte mehr Arbeit gemacht.

Gruß, Roland Ranfft
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Olympus
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Re: Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Olympus »

Achso, das ist ja toll!

Aber dann wird man aufgrund des unbekannten Herstellers und des geringen Materialwertes wohl von keinem großen Wert ausgehen können, oder?

Ihnen einen schönen Abend!
Roland Ranfft
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Re: Unbekannte Taschenuhr entdeckt

Beitrag von Roland Ranfft »

Moin,

nochmal jein. Unbekannter Hersteller war um 1900 eher der Normalfall. Als in den USA Uhren längst industriell in gnadenlos guter Qualität gefertigt wurden, gab es in der Schweiz noch überwiegend organisierte Heimarbeit. Einige große Fabriken stellten Rohwerke (Baukästen) her und Einzelkämpfer oder kleine Firmen machten daraus fertige Uhren. Damals bürgte der Verkäufer für die Qualität, nicht eine imaginäre Marke oder eine fragwürdige Werbung. Es gab durchaus Noname-Uhren, die mit Spitzenprodukten damals bekannter Marken mithalten konnten.

Den Materialwert gilt es halt herauszufinden. Ein Goldstempel war niemals verbindlich. Nur wenn einer drauf war, mußte es eben auch Gold sein (das ist wie mit Nutella; nur wo Nutella drauf steht.....). Allerdings kam es nur selten vor, daß ein Goldgehäuse ohne Goldstempel geliefert wurde, denn der Verkäufer durfte es dann nicht als Goldgehäuse verkaufen.

Heute sind die Sitten lockerer: Brunnenvergifter werden nicht mehr aufgeknüpft, und bei Bahnhofsgold ist schon mal die Größe des Goldstempelks umgekehrt proportional zum Goldgehalt. Aber besser waren Menschen früher auch nicht. Da wurde schon mal das Wörtchen "Metal" oder "Cuivre" auf einen Staubdeckel geprägt, um den Eindruck zu erwecken, daß alles übrige Gold ist.

Gruß, Roland Ranfft
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