Die Beschreibung des netten Verkäufers entsprach genau dem, was ich nach kurzer Versandzeit in meinen Händen hielt:
eine schnörkellose Uhr der späten 1970er, bzw. frühen 1980er Jahre mit klarem Zifferblatt und mit einem Rückdeckel, der eine Widmung anläßlich eines 25jährigen Firmenjubiläums von Klöckner, Hütte Bremen, trägt.

Der äußere Zustand zeigt einige Tragespuren, welche auf einen normalen Umgang mit dieser Uhr deutet und keine größeren Schäden aufweist.
Im Innern verbirgt sich ein seltenes Kaliber. Ein Durowe 7525/4 mit Viertelrotor, einem gegenüber dem 7525 mit dem Suffix 2 leicht modifiziertem Werksaufbau, eine veränderte Automatikbrücke mit einseitigem Aufzug, dessen Effektivität sich noch zeigen muß. Denn gerade bei Vollaufzug ist der Widerstand recht groß und der Rotor dreht sich nur noch schwerfällig. Dieses Kaliber gab es mit 17 und 21 Steinen. Für diese Uhr die wohl etwas preiswertere Version mit 17 Lagersteinen.
Leider sind über die 75er und 74er Kaliber von Durowe mit dem Suffix 4 keine Informationen verfügbar. Selbst Dr. Ranfft konnte mir nichts näheres mitteilen. Herr Schauer, dem heutigen Inhaber der Rechte an Durowe, teilte mir mit, daß es sich bei diesen Kalibern wohl um die letzte Reihe der mechanischen Werke von Durowe handelt.
Wahrscheinlich wurden davon nur wenige tausend- oder zehntausend Stück produziert, bevor das endgültige Aus für die Mechanik auch bei Durowe einkehrte.
Im Gegensatz zu den Millionen hergestellten Werken der Reihe mit dem Suffix 2.
Das Werk war völlig trocken und wies viele Spuren von fest gewordenen Ölen und Fetten auf.
Außerdem befand sich am oberen Unruhzapfen ein langer Fusel, der sich um den Zapfen gewickelt hatte und den freien Lauf der Unruh blockierte.
Zudem schaltete das Datum nicht mehr, was auf ein beschädigtes Kalenderschaltrad zurückzuführen war. Dieses kleine Kunststoffrad konnte ich aber beim bekannten Hamburger Händler als neues Ersatzteil bestellen. Erstaunlich das auch bei Boley für dieses Kaliber noch viele Teile verfügbar sind.
Das Werk zeigt einiges an Verwandschaft zur damaligen Schweizer Eigentümerin. Dazu zählt das drehbare Spiralklötzchen (ähnlich dem Etachron-System), die Datumschnellverstellung und sogar die Verriegelung für die ZB-Füße entsprechen denen des heutigen ETA 2824.

Ich revidierte das gesamte Werk. Auch die Aufzugsfeder, welche sich noch in einem guten Zustand befindet, durfte sich über eine Reinigung und neues Fett freuen. Das Federhaus wies kaum Rillen auf und wurde ebenfalls gereinigt und die Federhauswand mit einem speziellen Fett mit leicht bremsender Wirkung versehen.
Die Zeiger habe ich mit einer Lederfeile leicht nachpoliert. Beim Gehäuse im Öffnungsbereich des Rückdeckels winzige Rost- und Metallfraßstellen entfernt, anschließend im Ultraschall gründlich gereinigt.
Das Glas muß absolut präzise eingesetzt werden, damit die aufgedruckten Minutenpunkte auf dem Armierungsring mit den Stundenindexen auf dem ZB genau übereinstimmen.
Das Werk wird nur vom Armierungsring des Glases und dem Rückdeckel mit Werkhaltering im Gehäuse gehalten. Eine preiswerte Lösung.


Die Arbeit hat sich gelohnt: Die Gangwerte sind mit einer Amplitude von 240 – 270 Grad ganz o.k. Der Abfallfehler liegt zwischen 0 – 0,2 ms bei einer schnurgeraden Linie meiner Zeitwaage.