ich hoffe, ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr!
Hier im Norden ist das neujährliche Wetter gänzlich grau in grau und ergänzt sich damit prächtig mit dem noch etwas nebligen Geisteszustand. Genau die richtige Gelegenheit, nochmal weiter das vergangene Jahr aufzuarbeiten...
In vielen Kommentaren konnte man ja als Fazit zu 2021 (sinngemäß) lesen: Was für ein Schxxx-Jahr - gut, dass es endlich vorbei ist. Und es gab sicherlich gute Grunde für diese Wahrnehmung, nicht nur das ganze Corona-Elend. Trotzdem ist natürlich auch in Katastrophen-Jahren die Last nicht gleich verteilt, es gibt auch in solchen Situationen Gewinner. Das reicht vom Stadtkämmerer von Mainz über den Aktionär von Tesla bis hin zum Hamburger Reeder.
In manchen Branchen lagen Glück und Elend nahe beieinander: Besonders sichtbar wurde das zum Beispiel im Handel, wo manche Segmente boomten (praktisch alle Hartwaren) und andere komplett einbrachen (praktisch alle Textilien) und dazu noch drastische Verschiebungen über die Kanäle von stationär zu online kamen. Das traf auch den Uhrenbereich, wo C24, Chronext & Co ein Rekordjahr hatten, während gerade die kleineren Juweliere vor Ort durch die lange Lockdown-Zeit in der ersten Jahreshälfte sehr zu kämpfen hatten.
Nun wird die Zahl der kompetenten unabhängigen Juweliere ohnehin immer kleiner, da liegt es im eigenen Interesse, gerade in schweren Zeiten zumindest ein wenig für Umsatz zu sorgen. Uhrenreparaturen waren als unverzichtbare Dienstleistung in DE selbst zu Lockdown-Zeiten erlaubt - und da offenbar alle im Home Office genug Zeit hatten, mal die heimischen Dachböden und Schubladen zu durchstöbern, wurde das nach meiner Wahrnehmung intensiv genutzt. Auch von mir, ich hatte ja schon verschiedene wiederbelebte Uhren hier vorgestellt.
Leider ist der Bereich Service und Reparatur lange nicht so attraktiv wie der Verkauf - und ich hatte bei manchen meiner Projekte schon ein schlechtes Gewissen, weil mir die Rechnungsbeträge nicht angemessen erschienen für den tatsächlichen Aufwand. Ein Dichtungswechsel zum Materialwert von 6 Euro oder ein Zeigersetzen auf Kulanz, das zahlt keine Miete, egal was man noch in die Kaffeekasse legt. Da auch alles gute Zureden bezüglich der Rechnungsstellung nicht half (anders als unsere Freunde bei den Luxuskonzernen, ist der ehrbare Uhrmacher da sehr zurückhaltend...), blieb nur ein Ausweg: Ich war gezwungen, beim Uhrmacher des Vertrauens auch mal ein Uhr zu kaufen

Im Dienst der guten Sache bin ich die vorhandenen Kollektionen durchgegangen und bei Certina hängen geblieben. In neueren Zeiten war mir die Marke erstmals mit der Neuauflage der PH200M aufgefallen. Die fand ich schon nicht schlecht, die folgende blaue Version noch etwas besser. Im Sommer letzten Jahres war aber gerade eine Neuheit vorgestellt worden, die mich dann endgültig überzeugt hat: Die Certina DS Super PH500M.
Nun bin ich absolut kein Certina-Experte - das muss man ja aber auch nicht sein, dafür haben wir hier im Forum andere Fachkräfte zur Hand

https://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?p=953370
Und eine Übersicht der Certina-Taucheruhren hier:
https://www.vintagecertinas.ch/de/certina-taucheruhren/
Auch Roger hatte die Uhr in seinem Blog vorgestellt, sonst blieb das Echo allerdings erstaunlich mau. Was ich angesichts der Uhr nicht ganz nachvollziehen kann, denn die ist in meinen Augen wirklich gelungen: Sehr klares Design mit einer guten Mischung aus Retro und modernen Elementen (insb. dem Band) und auch technisch wird einiges geboten (Nivachron-Spirale, 50 bar druckfest, 80h Gangreserve, entspiegeltes Saphirglas, Drehreif mit push-to-turn-Funktion) und das für einen vergleichsweise fairen Preis von 860 Euro Liste. Die Uhr ist jetzt nicht ganz klein (Durchmesser 43mm und Höhe 14,95mm), trägt sich aber trotzdem gut am Arm - tatsächlich auch mit dem OEM-Textilband. Diese Bänder sehen nach meiner Erfahrung oft auf Fotos cool aus, sind dann am Handgelenk aber eher nervig. Hier passt es jedoch auch im Alltag.
Dieses Preissegment wird ja heute oft als "Todeszone" für mechanische Uhren gesehen angesichts der digitalen Konkurrenz. Ich würde die PH500M da als einen ziemlich starken Konter sehen - attraktiv für Einsteiger wie für "alte Hasen". Aber vielleicht fehlt mir da inzwischen das Gefühl für den breiten Markt.
Ich bin auf jeden Fall zufrieden mit dem Ergebnis meiner selbstlosen Corona-Unterstützungsaktion












Und wem diese Version zu grau-in-grau ist, hat ja immer noch die rot-orange Version als Alternative - mir gefällt diese zurückgenommene Variante aber deutlich besser.
Gruß,
Christian