10buddhist hat geschrieben: ↑14 Feb 2022, 13:22
Und bin so klug als wie zuvor!
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„Unter Nachfrage-Gesichtspunkten müsste es zum Beispiel mehr Rolex-Daytona-Modelle aus Edelstahl geben. Dennoch begrenzt das Unternehmen die Stückzahl (obwohl es mehr produzieren könnte), um ein künstlich gesteigertes Gefühl der Exklusivität zu erzeugen.“
Aus: „Crashkurs Uhren“, Oliver Hoffmann, Kulmbach 2022, S. 74 f.
Das wird auch nach der tausendsten Wiederholung nicht wahrer, jeder schreibt halt vom anderen ab.
Ich glaube, wir sollten endlich mal das Wort "Nachfrage" im Zusammenhang mit Rolex streichen. Die haben es schon vor mehr als 20 Jahren geschafft, nicht mehr über "Nachfrage" nachdenken zu müssen. Händler können ja im Grunde auch nicht bei Rolex bestellen, jeder Konzessionär erhält in regelmässigen Intervallen Packages mit unterschiedlichsten Uhren drin. Intervall und Umfang werden vom Händlerstatus bestimmt, ebenso die Marge die, im Gegensatz zu nahezu allen anderen Herstellern, modellabhängig ist und deutlich geringer ausfällt. Spezielle Kundenwünsche gehen natürlich immer, damit sind aber Edelsteine und Edelmetalle gemeint.
Die Produktionsmengen, mittlerweile übrigens deutlich über einer Million Uhren p.A., werden dabei recht gleichmässig auf die ziemlich breite Modellpalette verteilt. Reine Stahluhren kommen da eher selten vor wie man dem Katalog ja auch entnehmen kann, trotzdem haben sie in der Fertigung auf das Modell bezogen einen prozentuell höheren Anteil als Edelmetall.
Wieso um alles in der Welt, sollte Rolex die Produktion z.B. einer Submariner in Stahl erhöhen wenn sie mit diesem Modell einen viel geringeren Erlös erzielen als mit dem selben Modell in Bicolor oder Volledelmetall?
Der Erfolg gibt ihnen recht. Immer mehr Kunden greifen zur Bicolor wenn sie das Stahlmodell nicht bekommen. Erst konnte man das nur bei der Daytona beobachten, dann hat es auf die Submariner, zuletzt auf die Sea-Dweller und Explorer übergegriffen. Es funktioniert, die Explorer Bicolor ist bereits auf der Liste der gesuchten Uhren weil viele die 3'800,- Fränkli Aufpreis gerne bezahlen, nur damit sie sie gleich bekommen. Ich bin sicher, die Explorer II wird auch bald in Bicolor erscheinen.
Wer also glaubt, dass Rolex betriebswirtschaftliche Fehler macht weil sie eine Nachfrage nicht befriedigen, oder Modelle absichtlich knapp halten um diese begehrter zu machen, hat schlicht und einfach das Prinzip nicht verstanden!
Rolex ist kein Landwirtschaftsbetrieb und hat nicht den Auftrag, die Grundversorgung der Uhrenkundschaft flächendeckend zu erfüllen. Vielmehr ist es ein Luxusuhrenhersteller der geradezu leidenschaftlich gerne teure und sehr teure Uhren verkauft. Teuer heisst bei Rolex übrigens 30'000,- aufwärts, nur damit nicht jemand auf die Idee kommt dass die ein Stahlmodell für teuer halten.
Die Genfer sind also nicht so dumm und blockieren die Produktion mit dem untersten Preissegment wenn sie ohne den geringsten Aufwand auch viel mehr Umsatz generieren können.
BTW: Ich erinnere mich, vor über 15 Jahren mal im Watchbizz Forum einen sehr ähnlichen Text geschrieben zu haben. Da waren einige sicher dass Rolex das nicht lange durchhält.
Ich schon.