Das Gegenteil eines Spontankaufs: Panerai 512
Verfasst: 10 Apr 2022, 17:54
Liebe Uhrenfreunde,
das Jahr 1993 wird generell als der Startpunkt des "Internet" angesehen - zumindest für den normalen, privaten Nutzer. In diesem Jahr wurde das "Word Wide Web" für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, anfangs noch ohne jede kommerzielle Nutzung. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich diese Plattform unfassbar rasant entwickelt und (neben anderen Dingen) vor allem einen nahezu unbegrenzten Zugang zu Informationen begründet.
War das in der Anfangszeit eine überaus positive Entwicklung, die gerade vielen vorher abgeschnittenen Regionen und Menschen bessere Chancen bot, merken wir heute immer mehr auch die negativen Folgen - Fake-News, Filterblasen, Smartphone-Junkies und eine doch ermüdenden Informations- und Reizüberflutung. Letzteres trifft auch das Uhrenhobby. Früher wurde das Uhrenangebot vom lokalen Juwelier bestimmt - was der hatte, gab es. Manchmal brachte eine Reise in die nächste Groß- oder Weltstadt neue Einblicke, Profis blätterten auch in den einschlägigen Kleinanzeigenseiten oder bestellten sich die Marken-Kataloge.
Heute habe wir dagegen einen ständigen Kampf um Wahrnehmung, entsprechend hoch ist die Schlagzahl von Neuerscheinungen und PR-Aktionen. Nun sind natürlich nicht alle diese Neuheiten relevant und die x-te Farb- oder Material-Variante ist nur noch ermüdend. Dennoch gibt es heute viel mehr Marken und Modelle, die am Ende interessant sein könnten. Nur: Man kann ja nicht alles kaufen...
Das erfordert vom geneigten Uhrenfreund, einen Mechanismus zur Selbstbeschränkung zu finden. Das vorhandene "Budget" wird da gerne zitiert, aber was ist das schon? Wenn das Haus bezahlt ist, die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und Job/Firma gut laufen, dann sind die rein finanziellen Möglichkeiten keine gute Richtlinie. Es braucht also einen Filter, denn man sollte dann doch nicht jede Uhr kaufen, die einem spontan gefällt und/oder günstig erscheint.
Jetzt bin ich da selbst durchaus gefährdet und habe deshalb versucht, über die Jahre verschiedene Mechanismen zur Selbstbeschränkung zu etablieren (wer meinen Vorstellungen folgt, mag deren Wirksamkeit vielleicht bezweifeln ). Zum einen habe ich mir tatsächliche eine Art Zielliste zusammengestellt, was gerade im Vintage-Bereich hilft - hier muss man sich einfach auf bestimmte Marken/Kollektionen konzentrieren, sonst findet man kein Ende. Der zweite Filter ist bestimmt für aktuelle Uhren: Niemals Uhren spontan nach der Neuerscheinung kaufen, sondern über eine gewisse Zeit prüfen, ob die Begeisterung wirklich nachhaltig ist. In normalen Zeiten hat diese Strategie den Vorteil, dass mit der Zeit auch mehr und günstigere Optionen auf dem Privatmarkt auftauchen. In Hype-Phasen wie heute werden dagegen manche Uhren einfach unbezahlbar oder unerreichbar - da muss man sich von einigen Marken leider komplett verabschieden.
Wie lange sollte man nun abwarten, bis die Hürde zum Kauf genommen wird? Das ist bei mir durchaus unterschiedlich , wobei es tatsächlich Fälle gibt, wo es viele Jahre dauert... und ein solcher Fall ist die heutige Uhr. Ein weiterer Vor- und Nachteil des Internet ist ja, dass es nichts vergisst. Entsprechend kann man den eigenen Kaufprozess selbst nach Jahren noch nachvollziehen. So stieß ich z.B. auf diesen Faden, in dem ich 2014 vor mich hin grübelte:
https://forum.watchlounge.com/index.php ... /&pageNo=2
Die Uhr, um die es ging, hatte ich sogar schon kurz nach der Vorstellung um 2013 am Arm und in späteren Jahren auch mehrmals mit der direkten Konkurrenz verglichen - bei Panerai gab es da 3 optisch fast gleiche Referenzen in 42mm, die sich aber beim Werk und Preis unterschieden (an die Nummern kann ich mich nicht mehr erinnern... ). Aber die 512 ging immer wieder als Siegerin aus den Vergleichen hervor.
Nun war ich bei Panerai ein wenig ein gebranntes Kind, da mein erster Versuch mit einer 312 doch nicht allzu lange dauerte:
https://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?p=813463
Die Uhr musst mich nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen, weil sie doch zu hoch und kopflastig war. Zumindest finanziell war aber kein Schaden entstanden. Anders als die 312 war aber die 512 überaus selten und wurde dann auch irgendwann um 2016 eingestellt. So findet man aktuell nur eine Handvoll weltweit im Angebot, was für Panerai doch ungewöhnlich ist. Nun ergab sich aber vor einiger Zeit eine Option in einem ausländischen Nachbarforum, allerdings brauchte es auch hier einige Monate, bis der Preis in einer passenden Region angekommen war. Und dann kam sie doch, die zweite Panerai, nach gut 10 Jahren abwägen und suchen
Hier ein paar erste Bilder:
Und nach den ersten Wochen bin ich ganz zuversichtlich, dass die Uhr länger bleibt als ihre Vorgängerin ...
Gruß,
Christian
das Jahr 1993 wird generell als der Startpunkt des "Internet" angesehen - zumindest für den normalen, privaten Nutzer. In diesem Jahr wurde das "Word Wide Web" für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, anfangs noch ohne jede kommerzielle Nutzung. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich diese Plattform unfassbar rasant entwickelt und (neben anderen Dingen) vor allem einen nahezu unbegrenzten Zugang zu Informationen begründet.
War das in der Anfangszeit eine überaus positive Entwicklung, die gerade vielen vorher abgeschnittenen Regionen und Menschen bessere Chancen bot, merken wir heute immer mehr auch die negativen Folgen - Fake-News, Filterblasen, Smartphone-Junkies und eine doch ermüdenden Informations- und Reizüberflutung. Letzteres trifft auch das Uhrenhobby. Früher wurde das Uhrenangebot vom lokalen Juwelier bestimmt - was der hatte, gab es. Manchmal brachte eine Reise in die nächste Groß- oder Weltstadt neue Einblicke, Profis blätterten auch in den einschlägigen Kleinanzeigenseiten oder bestellten sich die Marken-Kataloge.
Heute habe wir dagegen einen ständigen Kampf um Wahrnehmung, entsprechend hoch ist die Schlagzahl von Neuerscheinungen und PR-Aktionen. Nun sind natürlich nicht alle diese Neuheiten relevant und die x-te Farb- oder Material-Variante ist nur noch ermüdend. Dennoch gibt es heute viel mehr Marken und Modelle, die am Ende interessant sein könnten. Nur: Man kann ja nicht alles kaufen...
Das erfordert vom geneigten Uhrenfreund, einen Mechanismus zur Selbstbeschränkung zu finden. Das vorhandene "Budget" wird da gerne zitiert, aber was ist das schon? Wenn das Haus bezahlt ist, die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und Job/Firma gut laufen, dann sind die rein finanziellen Möglichkeiten keine gute Richtlinie. Es braucht also einen Filter, denn man sollte dann doch nicht jede Uhr kaufen, die einem spontan gefällt und/oder günstig erscheint.
Jetzt bin ich da selbst durchaus gefährdet und habe deshalb versucht, über die Jahre verschiedene Mechanismen zur Selbstbeschränkung zu etablieren (wer meinen Vorstellungen folgt, mag deren Wirksamkeit vielleicht bezweifeln ). Zum einen habe ich mir tatsächliche eine Art Zielliste zusammengestellt, was gerade im Vintage-Bereich hilft - hier muss man sich einfach auf bestimmte Marken/Kollektionen konzentrieren, sonst findet man kein Ende. Der zweite Filter ist bestimmt für aktuelle Uhren: Niemals Uhren spontan nach der Neuerscheinung kaufen, sondern über eine gewisse Zeit prüfen, ob die Begeisterung wirklich nachhaltig ist. In normalen Zeiten hat diese Strategie den Vorteil, dass mit der Zeit auch mehr und günstigere Optionen auf dem Privatmarkt auftauchen. In Hype-Phasen wie heute werden dagegen manche Uhren einfach unbezahlbar oder unerreichbar - da muss man sich von einigen Marken leider komplett verabschieden.
Wie lange sollte man nun abwarten, bis die Hürde zum Kauf genommen wird? Das ist bei mir durchaus unterschiedlich , wobei es tatsächlich Fälle gibt, wo es viele Jahre dauert... und ein solcher Fall ist die heutige Uhr. Ein weiterer Vor- und Nachteil des Internet ist ja, dass es nichts vergisst. Entsprechend kann man den eigenen Kaufprozess selbst nach Jahren noch nachvollziehen. So stieß ich z.B. auf diesen Faden, in dem ich 2014 vor mich hin grübelte:
https://forum.watchlounge.com/index.php ... /&pageNo=2
Die Uhr, um die es ging, hatte ich sogar schon kurz nach der Vorstellung um 2013 am Arm und in späteren Jahren auch mehrmals mit der direkten Konkurrenz verglichen - bei Panerai gab es da 3 optisch fast gleiche Referenzen in 42mm, die sich aber beim Werk und Preis unterschieden (an die Nummern kann ich mich nicht mehr erinnern... ). Aber die 512 ging immer wieder als Siegerin aus den Vergleichen hervor.
Nun war ich bei Panerai ein wenig ein gebranntes Kind, da mein erster Versuch mit einer 312 doch nicht allzu lange dauerte:
https://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?p=813463
Die Uhr musst mich nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen, weil sie doch zu hoch und kopflastig war. Zumindest finanziell war aber kein Schaden entstanden. Anders als die 312 war aber die 512 überaus selten und wurde dann auch irgendwann um 2016 eingestellt. So findet man aktuell nur eine Handvoll weltweit im Angebot, was für Panerai doch ungewöhnlich ist. Nun ergab sich aber vor einiger Zeit eine Option in einem ausländischen Nachbarforum, allerdings brauchte es auch hier einige Monate, bis der Preis in einer passenden Region angekommen war. Und dann kam sie doch, die zweite Panerai, nach gut 10 Jahren abwägen und suchen
Hier ein paar erste Bilder:
Und nach den ersten Wochen bin ich ganz zuversichtlich, dass die Uhr länger bleibt als ihre Vorgängerin ...
Gruß,
Christian