Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

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SteveMcQueen
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von SteveMcQueen »

luminor hat geschrieben: 07 Feb 2023, 08:15 Meine seit 30 Jahre überwiegende Erfahrung ist, dass selbst in KMUs entweder die Gier oder das Geltungsbedürfnis oder beides das wahre Leitmotiv ist. Auch wenn anderes vorgeschoben wird. Aber klar, Ausnahmen gibt es immer.
In den KMUs, vor allem den eigner- und familiengeführten, kenne ich das Motiv "Gier" vor allem aus dem Blickwinkel "bloß keine Steuern zahlen". Gegenüber den Mitarbeitern ist man (meistens) fair, zumindest im dem Sinne, dass man die Arbeitsplätze sichert, so lange die Herrschaften nicht zu "unverschämte" Lohnforderungen stellen.

Zu "Geltungsbedürfnis" ergänze ich gerne "Veränderungsfeindschaft" und "Beratungsresistenz". Als externer Manager, der den größeren Teil seines Berufslebens in Familienunternehmen verbracht hat, kann ich davon leider ein Liedchen singen. Meiner Meinung nach ist diese strukturelle Verkrustung der Organisationen und Eigentümer selbst viel mehr für den Zustand des deutschen Mittelstands verantwortlich als der so oft geschmähte Staat.
Mit Uhren ist es wie mit Menschen: Manche sind Originale, andere bleiben zeitlebens nur eine Kopie. - Horrido, Steffen.
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mezdis
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von mezdis »

Die Diskussion ist inzwischen etwas abgeschweift in Richtung Shareholder Value. Natürlich ist es so, dass ein börsenkotiertes Unternehmen anders denkt und lenkt als ein privat- oder familiengeführtes. Mit den (zum Teil) oben genannten Nachteilen. Diese Nachteile kenne ich selbst als Mitarbeiter im R&D einer Richemont Marke und sie beeinflussen meine tägliche Arbeit. Es gibt aber auch ein paar Vorteile, in einem grossen Konzern zu arbeiten. Einen davon hat die Coronakrise gezeigt, in welcher sämtliche Mitarbeiter jederzeit einen sicheren Job hatten. Zum Vergleich: einige kleinere Uhrenhersteller haben diese Krise nicht überlebt.

unnnamed hat geschrieben: 02 Feb 2023, 15:17 Am Besten lässt du mir die Zeit, bis ich mal wieder solch ein Kleinod vor mir liegen habe.
Dann genügt eine schöne Bebilderung, als dass du verstehen wirst, dass wir es hier nicht
mit Haute Horlogerie zu tun haben.
Zum obigen Zitat möchte ich noch zwei Punkte ergänzen, welche hier bisher nicht zur Sprache kamen, aber man bedenken sollte:

1) Die meisten von euch erinnern sich sicher an den Entscheid der Swatch Group, keine ETA Kaliber mehr an Mitbewerber zu liefern. Nach dem Eingreifen der WEKO hatten Mitbewerber, unter anderem Richemont Marken, noch ein paar Jahre Zeit, um eigene Werke zu entwickeln und in der benötigten Stückzahl zu produzieren. Das hier diskutierte Cal. 32 war schon seit der ersten Idee als Ersatz für das 2892 gedacht und hatte nie den Anspruch "Haute Horlogerie" zu sein. Wie man in den vergangenen 10 Jahren sehen konnte, haben die meisten grösseren Abnehmer von ETA Werken ihre Hausaufgaben gemacht und haben heute "Manufakturkaliber" auf dem Markt. Ob diese Werke nun besser/schöner/teurer/günstiger als die ursprünglichen ETA Kaliber sind, darüber kann man immer geteilter Meinung sein. Wichtig ist aber, dass man im Auge behält, warum es diese Werke gibt. Und dass es sie gibt, finde ich gut so, denn der Uhrenmarkt ist dadurch deutlich belebter geworden.
Und noch als Zusatzbemerkung: Hochwertiger und damit eher Richtung Haute Horlogerie sind die Automatik Cal. 82 und 52 von IWC.

2) Die Eigenentwicklung von Werken, auch wenn sie ähnlich wie bereits bekannte Kaliber sind, lässt einem immer eine gewisse Freiheit in der Entwicklung. Als Beispiel: Das Kaliber 32111 in der hier thematisierten Mark XX hat eine Gangreserve von 120 h. Eine solche Gangreserve, aus meiner Sicht ein eindeutiger Mehrwert für den Kunden, wäre in Zusammenarbeit mit ETA (oder auch Sellita) nicht möglich gewesen. Dort kauft man mehr oder weniger Stangenware in einigen verschiedenen Ausführungen. Weiterentwicklungen, wie auch Module, sind viel einfacher realisierbar, wenn man das Werk selbst entwickelt hat und die Konstruktionspläne in den eigenen Händen hält.

Natürlich kann man ewig über gerechtfertigte und ungerechtfertigte Preise diskutieren. Aber bei einem Luxusprodukt macht das eben nur beschränkt Sinn.

Und noch als letzte Bemerkung: Man kann auch heute noch mit IWC Mitarbeitern / Ingenieuren / Uhrmachern an einen Tisch sitzen und Kaffee trinken. Und dabei über Uhrentechnik und anderes diskutieren und philosophieren. Wir sind auch nahbar und sympathisch ;-)
___________
Gruss mezdis
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MCG
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von MCG »

mezdis hat geschrieben: 07 Feb 2023, 09:09 Die Diskussion ist inzwischen etwas abgeschweift in Richtung Shareholder Value. Natürlich ist es so, dass ein börsenkotiertes Unternehmen anders denkt und lenkt als ein privat- oder familiengeführtes. Mit den (zum Teil) oben genannten Nachteilen. Diese Nachteile kenne ich selbst als Mitarbeiter im R&D einer Richemont Marke und sie beeinflussen meine tägliche Arbeit. Es gibt aber auch ein paar Vorteile, in einem grossen Konzern zu arbeiten. Einen davon hat die Coronakrise gezeigt, in welcher sämtliche Mitarbeiter jederzeit einen sicheren Job hatten. Zum Vergleich: einige kleinere Uhrenhersteller haben diese Krise nicht überlebt.

unnnamed hat geschrieben: 02 Feb 2023, 15:17 Am Besten lässt du mir die Zeit, bis ich mal wieder solch ein Kleinod vor mir liegen habe.
Dann genügt eine schöne Bebilderung, als dass du verstehen wirst, dass wir es hier nicht
mit Haute Horlogerie zu tun haben.
Zum obigen Zitat möchte ich noch zwei Punkte ergänzen, welche hier bisher nicht zur Sprache kamen, aber man bedenken sollte:

1) Die meisten von euch erinnern sich sicher an den Entscheid der Swatch Group, keine ETA Kaliber mehr an Mitbewerber zu liefern. Nach dem Eingreifen der WEKO hatten Mitbewerber, unter anderem Richemont Marken, noch ein paar Jahre Zeit, um eigene Werke zu entwickeln und in der benötigten Stückzahl zu produzieren. Das hier diskutierte Cal. 32 war schon seit der ersten Idee als Ersatz für das 2892 gedacht und hatte nie den Anspruch "Haute Horlogerie" zu sein. Wie man in den vergangenen 10 Jahren sehen konnte, haben die meisten grösseren Abnehmer von ETA Werken ihre Hausaufgaben gemacht und haben heute "Manufakturkaliber" auf dem Markt. Ob diese Werke nun besser/schöner/teurer/günstiger als die ursprünglichen ETA Kaliber sind, darüber kann man immer geteilter Meinung sein. Wichtig ist aber, dass man im Auge behält, warum es diese Werke gibt. Und dass es sie gibt, finde ich gut so, denn der Uhrenmarkt ist dadurch deutlich belebter geworden.
Und noch als Zusatzbemerkung: Hochwertiger und damit eher Richtung Haute Horlogerie sind die Automatik Cal. 82 und 52 von IWC.

2) Die Eigenentwicklung von Werken, auch wenn sie ähnlich wie bereits bekannte Kaliber sind, lässt einem immer eine gewisse Freiheit in der Entwicklung. Als Beispiel: Das Kaliber 32111 in der hier thematisierten Mark XX hat eine Gangreserve von 120 h. Eine solche Gangreserve, aus meiner Sicht ein eindeutiger Mehrwert für den Kunden, wäre in Zusammenarbeit mit ETA (oder auch Sellita) nicht möglich gewesen. Dort kauft man mehr oder weniger Stangenware in einigen verschiedenen Ausführungen. Weiterentwicklungen, wie auch Module, sind viel einfacher realisierbar, wenn man das Werk selbst entwickelt hat und die Konstruktionspläne in den eigenen Händen hält.

Natürlich kann man ewig über gerechtfertigte und ungerechtfertigte Preise diskutieren. Aber bei einem Luxusprodukt macht das eben nur beschränkt Sinn.

Und noch als letzte Bemerkung: Man kann auch heute noch mit IWC Mitarbeitern / Ingenieuren / Uhrmachern an einen Tisch sitzen und Kaffee trinken. Und dabei über Uhrentechnik und anderes diskutieren und philosophieren. Wir sind auch nahbar und sympathisch ;-)
:thumbsup:

Ich zumindest würde mich freuen, wenn es bei IWC mal wieder ein kleines Treffen geben würde... :D
LG aus Mostindien - Markus
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von alinghi74 »

MCG hat geschrieben: 07 Feb 2023, 10:45 Ich zumindest würde mich freuen, wenn es bei IWC mal wieder ein kleines Treffen geben würde... :D
:thumbsup: Wann, wo?
Gruss alinghi74

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archimagirus
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von archimagirus »

mezdis hat geschrieben: 07 Feb 2023, 09:09
Und noch als letzte Bemerkung: Man kann auch heute noch mit IWC Mitarbeitern / Ingenieuren / Uhrmachern an einen Tisch sitzen und Kaffee trinken. Und dabei über Uhrentechnik und anderes diskutieren und philosophieren. Wir sind auch nahbar und sympathisch ;-)
Letzteres möchte ich Euch nicht absprechen ....dennoch haben mich die meisten der Richemont Unternehmen als Kunde komplett verloren.
Tickende Grüße, Jan!
haspe1
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von haspe1 »

unnnamed hat geschrieben: 02 Feb 2023, 15:17 Am Besten lässt du mir die Zeit, bis ich mal wieder solch ein Kleinod vor mir liegen habe.
Dann genügt eine schöne Bebilderung, als dass du verstehen wirst, dass wir es hier nicht
mit Haute Horlogerie zu tun haben.
Danke, klar, ich kann schon etwas darauf warten, ist ja nicht dringend.
Ich bin gespannt auf die Bebilderung und lerne gerne dazu!

Hannes
haspe1
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von haspe1 »

C.95 hat geschrieben: 14 Okt 2022, 11:41 Ja, das deplatzierte Datum stört mich auch, denn IWC konnte das mal viel besser, hier z.B. das Cal. 8541.
Die Cal. 8521 und 8531 hatten noch die kleinen Datumsscheiben.

Der Aufwand für ein richtig platziertes Datum ist geringfügig, einfach Datumsscheiben mit grösserem Durchmesser, wie beim alten Cal. 8541.


Bild
Dieser Bild-Vergleich der 3 Uhren ist sehr interessant!

Stammt wohl aus einem alten Katalog von 1968-1970 oder aus einem IWC-Magazin?

Neben den beiden Ingenieur Ref. 666 ist ja ganz links die Ref. 817 mit dem Cal. 8541 zu sehen und diese gab es nur von ca. 1968-1970 zu kaufen, habe ich mal hier im Forum gelesen. Ich habe hier im Vintage-Bereich meine goldene Ref. 817 vorgestellt und eine weitere wurde dann auch noch gezeigt, aber einen Katalog mit diesem Modell habe ich nicht (und bisher auch nicht gesehen).

Hannes
haspe1
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Re: Neue Uhr: IWC Pilot Mark XX

Beitrag von haspe1 »

mezdis hat geschrieben: 07 Feb 2023, 09:09
1) Die meisten von euch erinnern sich sicher an den Entscheid der Swatch Group, keine ETA Kaliber mehr an Mitbewerber zu liefern. Das hier diskutierte Cal. 32 war schon seit der ersten Idee als Ersatz für das 2892 gedacht und hatte nie den Anspruch "Haute Horlogerie" zu sein. Und dass es sie gibt, finde ich gut so, denn der Uhrenmarkt ist dadurch deutlich belebter geworden.
Das leuchtet ein und macht die Szene spannender. Und dazu passt auch meine Frage weiter oben, wie denn das IWC-Cal. 32 im Vergleich zum ETA 2892 der Mark XV oder zum Kaliber 889/2 von Jaeger-LeCoultre aus der Mark XII zu sehen/beurteilen ist.

Ich kenne und liebe ja vor allem Vintage-IWC-Modelle mit den damaligen Inhouse-Kalibern 88, 89 und 8521/8531/8541 und die waren laut Urteil aller Fachleute wirklich hochwertig und schön waren sie auch, wenn auch keine "Haute Horlogerie", aber diese ist sowieso nicht das, was ich in der Uhrenwelt suche (und bezahlen kann), sowie die Modelle der 90-er und Anfang 2000-er (Mark XII, Mark XV, Fliegerchrono Ref. 3706), diese hatten alle keine Inhouse-Kaliber mehr, sondern eben solche von ETA oder Jaeger-LeCoultre (Mark XII), aber diese Werke hatten auch ihre Güte und funktionieren immer noch zuverlässig, so dass diese Modelle für mich insgesamt "stimmig" und interessant sind.
mezdis hat geschrieben: 07 Feb 2023, 09:09 2) Natürlich kann man ewig über gerechtfertigte und ungerechtfertigte Preise diskutieren. Aber bei einem Luxusprodukt macht das eben nur beschränkt Sinn.
Ja schon, aber "Luxusprodukt" hin oder her, ich habe nun mal nur ein gewisses Budget für dieses spezielle Hobby und da ist es mir doch lieber, der Preis entspricht einer gewissen "Qualität" und nicht nur einem künstlich aufgebauten Image, das sich vor allem aus "Stars und Sternchen" und schönen Werbesprüchen speist. Vor langer Zeit, im letzten Jahrhundert, gab es zum Glück weniger (hoch dotierte) "Markenbotschafter" und teure Werbefilme, dafür mehr bodenständiges Qualitätsdenken...
mezdis hat geschrieben: 07 Feb 2023, 09:09 Und noch als letzte Bemerkung: Man kann auch heute noch mit IWC Mitarbeitern / Ingenieuren / Uhrmachern an einen Tisch sitzen und Kaffee trinken. Und dabei über Uhrentechnik und anderes diskutieren und philosophieren. Wir sind auch nahbar und sympathisch ;-)
Das kann ich voll und ganz bestätigen und ich denke heute noch sehr gerne daran, wie ich seinerzeit in SH mit Lorenz persönlich fachsimpeln konnte, als ich meine Mark X dort kurz vor Ostern 2018 abgeholt habe. Es war Karfreitag und das IWC-Stammhaus war deshalb nachmittags fast menschenleer. Eine ganz spezielle Atmosphäre....

Hannes
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