die ruhige Zeit um den Jahreswechsel neigt sich dem Ende entgegen und bevor die Arbeit wieder ruft, kommt hier zumindest noch der zweite Teil zum Thema "moderne IWC für den Alltag": Diesmal geht es um eine Uhr, die aus diesem Trio als erste zu mir gefunden hatte und bereits seit 2021 in der Sammlung ist:
IWC Portugieser Automatic 40 IW358304
Zusammen mit den Fliegern gehören die Portugieser ja zu den erfolgreichsten Kollektionen von IWC und vor allem Modelle wie der Portugieser Chrono 3714/3716, die Portugieser 7-Tage 5001/5007 oder die Ewigen Kalender dürften zu den Bestsellern in ihrer jeweiligen Kategorie gehören. In den letzten Jahren hat IWC dabei die Referenzen immer weiter aufgefächert, so gibt es jetzt sowohl bei den Chronos als auch den Ewigen Kalendern gleich drei verschiedene Linien.
Nach dem Auslaufen der klassischen Handaufzuglinie 5102 war aber das eigentliche Ursprungssegment der Portugieser, also schlichte Dreizeiger-Uhren mit kleiner Sekunde, dagegen gar nicht mehr besetzt. Sieht man mal von den großen Komplikationen wie Minutenrepetition und Tourbillon ab, hat sich auch das Thema Handaufzug erstmal erledigt.
In diese Lücke stieß im April 2020 die Portugieser 40 - wobei das Timing natürlich alles andere als glücklich war, denn die Welt hatte damals zu Beginn der Corona-Pandemie ganz andere Sorgen. Und so blieb diese Uhr immer ein wenig unter dem Radar, obwohl sie eigentlich viele Wünsche erfüllte, die gerade in den Uhrenforen immer wieder formuliert wurden: Tragbare Größe, Inhouse-Werk, kein Datum, klassisches Zifferblatt und ein (vergleichsweise) erträglicher Preis.
Mit einem Durchmesser von 40,4mm ist die Uhr die kleinste Portugieser-Referenz seit der "kleinen Portugieser" 3531 aus den 1990er Jahren und damit auch für schmalere Handgelenke zugänglich. Wirklich flach ist sie mit 12,3mm allerdings nicht, was dem neuen Automatik-Kaliber 82 (genauer 82200) geschuldet ist. Dieses Werk ist der Nachfolger des Kal. 80, das 2005 in der Ingenieur 3227 vorgestellt wurde und nie so ganz die Herzen erobern konnte. Das Kal. 82 ist dabei zwischen dem Einsteiger-Werk Kal. 32 (wie es z.B. in der Aquatimer oder Mark XX verbaut ist) und dem Kal. 52, das man aus den 7-Tage-Referenzen kennt, eingeordnet.
Technisch ist das durchaus interessant und auch optisch ansprechend gemacht - kein Kunsthandwerk, aber ein cooles, industrielles Layout mit Pellaton-Aufzug, das mir gut gefällt. Eingeführt wurde dieses Werk 2017/18 in der Collectors' Forum Watch 4, einer 44mm Auquatimer in Bronze. Dann folgte eine obskure Da Vinci Referenz - inzwischen ist es breiter eingeführt und wird auch in der Little Big Pilot mit 43mm verbaut. Die übrigens deutlich teurer ist als die Portugieser 40...
Die Portugieser 40 gibt es heute in diversen Varianten, u.a. auch in grün, blau oder rot. Mir lief damals eine ganz klassische Version in weiß-blau vor die Flinte - diese Kombination hatte ich schon mal als 3714 und 5001, da passt die Ablesbarkeit und es ist nicht ganz so traditionell wie weiß-gold (zumal ich schon eine 3712 Rattrapante in dieser Farbkombination habe).
Und damit man sich da Ganze besser vorstellen kann, ein paar Bilder:




Am Arm hat die Uhr eine gute Größe - nicht zu klein und nicht zu groß:


Sicherlich keine Ultra Thin, aber das mehrteilige Gehäuse kaschiert die Höhe etwas:

Das traditionelle Alligatorband kommt mit der neuen Faltschließe, wie sie auch an der 3716 verbaut ist:

Statt wie früher als einfache Faltschließe, wird jetzt eine Schmetterlingsfaltschließe verbaut:

Persönlich finde ich die alte Version besser in der Handhabung und beim Tragekomfort - die neue Schließe ist sehr gerade und folgt deshalb der Rundung des Handgelenks nicht mehr so gut:

Das ist aber Jammern auf hohem Niveau...

Zum Schluss noch ein paar Bilder vom Werk:

Ein sehr offenes Layout mit teils skelettierten Brücken und dem durchbrochenen Rotor mit Goldmedaillon, wie man es von der 5007 kennt.


Deutlich erkennbar ist der Pellaton-Aufzug der neuen Generation, sowohl die Haken als auch das Rad sind in schwarzer Keramik gefertigt, damit die Abriebprobleme der Vergangenheit angehören:

Der Handaufzug funktioniert bei diesem Kaliber übrigens GEGEN den Uhrzeigersinn, man muss also die Krone zu sich hin drehen.
Seit der Einführung hat die Uhr (wie alle anderen auch) preislich etwas zugelegt, wobei der Sprung von 7.100 auf heute 7.700 Euro fast schon moderat ist.
Mein Fazit: Eine ziemlich gelungene Uhr, die bei mir bezüglich der Tragezeit etwas unter dem Corona-bedingten Home Office gelitten hat - die Uhr passt schon besser zu Business Casual als zur Jogging-Buxe


Soweit Teil 2 - für den dritten Teil werde ich vermutlich ein wenig länger brauchen

Gruß,
Christian