Zeitwaagen

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C300
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Zeitwaagen

Beitrag von C300 »

Liebe Uhrenfreunde,

Genauigkeitsliebhaber legen ab und an ihre Uhren auf eine Zeitwaage und freuen sich wenn es in verschiedenen Lagen nur zu kleinen Abweichungen kommt. Aber wer testet Zeitwaagen? Die Frage ist doch, wie genau läuft eine Zeitwaage?
Ist der Quarz beheizt, oder ist das übertrieben? Oder ist die Zeitwaage mit einem DCF77 Empfänger an die Atomzeit gekoppelt? Bisher konnte ich keine befriedigende Auskunft bekommen.
Natürlich ist das für eine mechanische Uhr ohne jede Bedeutung, aber wäre doch interessant!

Frohe Ostern
Peter
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Paulchen
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von Paulchen »

Bei Witschi kannst du deine Zeitwaage kalibrieren lassen.
https://www.witschi.com/wp-content/uplo ... ierung.pdf
Wie das funktioniert, keine Ahnung?

Witschi Grundkurs by Filehorst.de
H-P
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Thomas H. Ernst
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von Thomas H. Ernst »

C300 hat geschrieben: 07 Apr 2023, 16:52Die Frage ist doch, wie genau läuft eine Zeitwaage?
Ist der Quarz beheizt, oder ist das übertrieben?
Bei meiner Greiner B600 ist ein Präzisionsquarz mit 9,216 MHz zur Steuerung des Microcontrolers eingebaut. Aus diesem wird durch Teilen das Vergleichsnormal gebildet. Das sollte hinreichend genau sein.

Das Metallkästchen rechts hinten mit Aufschrift PDI TCO-760
Bild
Oder ist die Zeitwaage mit einem DCF77 Empfänger an die Atomzeit gekoppelt?
Das würde nichts bringen da Uhren, die mit DCF-77 Signalen laufen, i.d.R. mit 32768 Hz Quarzen betrieben und nur sporadisch synchronisiert werden. DCF-77 liefert keine dauerhafte Uhrzeit, da müsste man schon eher auf GPS Satelliten zurück greifen.
Grüsse Thomas
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inversator
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von inversator »

Paulchen hat geschrieben: 07 Apr 2023, 17:24Wie das funktioniert, keine Ahnung?
Damit wird kalibriert und justiert.
https://www.ebay.de/itm/332474727914?ha ... R6qqzfrrYQ

Es gibt auch einzelne hochpräzise justierte Kapseln als Zeitnormal. Damit hatte ein Techniker mal der Reihe nach unsere Zeitwaagen im Atelier auf die schnelle überprüft, welche er nach Büren mitnehmen muss.

Und ja, die Temperatur ist ein nicht zu unterschätzender Genauigkeitsfaktor. Bin mir nicht sicher ob die Referenznormale der Zeitwaagen aktiv beheizt werden. Aber in den Anleitungen steht üblicherweise drin, dass man dem Gerät eine Aufwärmphase gönnen sollte bevor man misst. Üblicherweise gilt 20°C als Standardtemperatur in Messräumen. Entsprechend werden wohl auch die Zeitwaagen im Werk bei 20°C justiert, und haben auch bei dieser Temperatur ihre kleinste Messabweichung.
Gruss
Holger
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Thomas H. Ernst
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von Thomas H. Ernst »

inversator hat geschrieben: 08 Apr 2023, 09:12Und ja, die Temperatur ist ein nicht zu unterschätzender Genauigkeitsfaktor.
Ich denke dass die Temperaturunterschiede in Innenräumen zumindest bei der Greiner keinen nennenswerten Einfluss auf das Messergebnis haben. TCO steht für Temperatur Compensated Oscillator, die laufen über einen grossen Temperaturbereich sehr stabil.

Und selbst wenn der 1% abweichen würde, was er allerdings nicht tut, dann wäre dies bei einer Messung einer Uhr mit 4 Hz (28'800 A/h) schon weit ausserhalb des Anzeigebereichs.
Grüsse Thomas
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hermann
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von hermann »

Hallo

Zeitwaagenmessungen sind Momentaufnahmen, abhängig von der Temperatur, dem Kraftfluss, dem Zustand der Schmiermittel und der Qualität des Werkes.
Zur Genauigkeit der Zeitwaagen im allgemeinen kann ich so viel sagen, das mein alter Greiner Quarztimer aus den 60ern, keinerlei Abweichung der Messungen zu meinem neuen Weishi Gerät hatte.
Auch in der Werkstatt wo ich jetzt arbeite, haben wir Zeitwaagen von Witschi (alt und neu) bis Weishi - auch keinerlei Abweichungen.
Wobei die neue Witschi manchmal Amplituden weit über 400° anzeigt! :mrgreen:
Wir denken, das sie mit den alten Calibern (30er bis 60er) nicht ganz zurecht kommt. Darum steht sie auch am Werktisch vom zertifiziertem Kollegen, der die neueren Uhren macht.

Gruß hermann
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von C300 »

Danke für die vielen Antworten.
Ich bin ein mißtrauischer Mensch wenn es um blumige Worte geht. D.h. alle tollen Angaben in einer Bed.anleitung oder in einem Werbeflyer glaube ich erst mal nicht.
Wenn also ein Hersteller von einem Präzisionsteil spricht, aber ohne eine Referenz zu nennen ist das für mich sehr zweifelhaft. Es wäre leicht möglich bei einer Zeitwaage die maximale Frequenzabweichung vom Quarz anzugeben, aber das wäre ein kleiner Aufwand und den möchte man sich als Hersteller sparen. Es muß ja billig sein !
Natürlich ist es im Alltag ohne jede Bedeutung ob der Quarz nun 1e-6 oder 1e-7 hat wenn das Meßobjekt Uhr eine Abweichung von +12s/d hat.
Mein Frequenzmeßgerät zeigt die Frequenz von DCF77 mit 77500,0 Hz bis 77500,2 Hz an. Das ist somit +/- 1e-6. Am Anfang 77500,0 Hz und nach 1 Stunde ~77500,2 Hz. Alles Spielerei, aber doch interessant :D

Schöne Ostern
Peter
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Thomas H. Ernst
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Re: Zeitwaagen

Beitrag von Thomas H. Ernst »

C300 hat geschrieben: 09 Apr 2023, 10:59Wenn also ein Hersteller von einem Präzisionsteil spricht, aber ohne eine Referenz zu nennen ist das für mich sehr zweifelhaft. Es wäre leicht möglich bei einer Zeitwaage die maximale Frequenzabweichung vom Quarz anzugeben, aber das wäre ein kleiner Aufwand und den möchte man sich als Hersteller sparen. Es muß ja billig sein !
Wieso willst Du die mögliche Abweichung des Quarzoszillators wissen? Damit kann ja niemand was anfangen.

Eine Zeitwaage ist zum Messen eines Uhrwerks vorgesehen, die Einheit ist Sekunden/Tag und alle mir bekannten Hersteller geben in den technischen Daten die zu erwartende Genauigkeit an.

Witschi gibt z.B. bei der Expert +- 0,1 s/Tag für den Gang, +- 0,1 ms für den Abfall und +- 0,4° für die Amplitude als maximale Abweichung an. Greiner gibt für die B 600 identische Werte an.
Grüsse Thomas
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