Ich hatte mal wieder Lust auf einen Vergleich von 2 Uhren die ich nachweislich besitze.
Die JLC Polaris Memovox tritt an gg. den GO SeaQ Chronograph


Man sortiert sie in die Kategorie „Supersportler“ ein. Warum ?
Kann man mit Ihnen Golf spielen? (Spoiler: Nö, Golfbälle sind billiger und fliegen weiter) , kann man damit schneller/ weiter laufen? Ich nicht

Kann man damit Schwimmen/ Tauchen…jahhh…aber bisher hab ich nur die JLC dieser „Tortour“ ausgesetzt: Im Atlantik bei Wassertiefe max. 2 m.
Das dürfte für 98% dieser Uhren gelten: Gegenwert eines jungen Kleinwagens unter Wasser - nee, max. Dusche oder Badewanne ….aber man könnte halt...
Kommen wir somit zur Kategorie 1:
1. Einsatz unter Wasser:
Bei der GO wären 300m möglich, allerdings warnt das Handbuch zur Uhr vor Betätigung der Drücker unter Wasser(!). Die JLC ist bis 200m freigegeben.
Beide also zunächst Normenkonform !
Nach der Norm fällt die Polaris aber durch: die Innenlünette ist sehr leicht beidseitig verstellbar, also kein verlässliche Anzeige einer Tauchzeit.
Das macht die GO mit der einseitig rastenden Lünette besser.
Leuchtkraft: Die Jaegerin leuchtet intensiv grün, die Seekuh macht blau.
Beide sind auf ZB und Zeigern kräftig belegt, mit kleinem Vorteil für die GO


Nach der Farbenlehre leuchtet blau länger.
Taucherverlängerungen bieten beide nicht, aber zumindest stabile Kautschukbänder, bei der GO auch ein tolles Textilband: alle ließen sich schnell auf Neopren einstellen.
Kronenschutz haben Beide nicht.

2. Tragekomfort im Alltag:
Die GO misst 43 mm, die JLC 42. Die GO ist 17,2 mm hoch, JLC knapp unter 16 mm.
Im wichtigen Maß „Länger über Puffer“ (neudeutsch L2L) hat die GO 51mm, die Polaris 48 mm.
Also schon mal ein Vorteil für die Jaeger. Hinzu kommt, dass neben dem Kautschuk auch viele Bänder der sonstigen Polarismodelle an die Uhr passen.
Beide haben solide Falt- und Dornschließen, die GO auch ein tolles Metallband mit fein gelöster Verlängerung. Aber das macht sie Uhr noch wuchtiger, daher keine Alternative für mich.

Daher 1 Punkte für JLC
3. Innere Werte:
Schwierig, weil eigentlich unvergleichbar: Flyback-Chronograph trifft auf Weckerwerk

Aber mal ein Versuch…
GO: Cal 37-23 mit dem grandiosen Panoramadatum, 70 h Gangreserve, Flyback, Siliziumspirale zum Magnetisierungsschutz, Schwanenhalsfeinregulierung, Schraubenunruh, Goldrotor. ZB mit Sonnenschliff
Stellkrone verschraubt.
JLC: Cal. 956 mit 45 Stunden Gangreserve, Weckerwerk mit Handaufzug, Weckzeit auf Innenanzeige im Zifferblatt. ZB ZB mattiert, poliert und strukturiert.
Innenlünette, 3 Kronen (unverschraubt)


© Glashütte Original
Sehen tut man bei der Polaris nur die Jubiläumsinschrift


© JLC
Klarer Sieg für GO ?
Nein, dann man traut sich nicht, der Uhr eine zeitgemäße Gewährleistung zu geben: GO 2 Jahre, JLC 8 Jahre (bei Registrierung). Da haben andere Konzernmarken der SG mehr Vertrauen in ihre Uhren


4. „Wertigkeit“
Beide Uhren sind sehr gut verarbeitet.
Bei der GO macht das gewölbte Glas aber in manchen Positionen Verzerrungen beim Ablesen.
Sieht spektakulär aus, könnte aber auch stören...ich finde es Charakterstark


Die ZB und Zeiger sind auch unter der Lupe bei beiden makellos und der Preisklasse angemessen.
Die aufgesetzten Indices sind wirklich erste Wahl, die ZB sehr gut gemacht:
bei der GO im Farbverlauf des Blau sehr schön, bei der JLC mit der Körnung und den Strukturen sehr gelungen.
Die Gehäuse sind entsprechend:
SG mattiert quer, Richemont längs



Beide mit polierten Fasen
Perfekt? Beide nein: bei GO sind die Hörner auf der Unterseite scharfkantig, bei der JLC war eine Nachbesserung der Faltschließe notwendig, weil das Logo hemdenmordend scharfkantig war.
Zur Wertigkeit zähle ich auch mal den Werterhalt: die Jaegerin war limitiert auf 1000 Stück, ist aber in einem sehr kleinen Segment unterwegs: wasserdichter Wecker

Beide spielen mit einem Retroansatz, wobei ich bei der GO den Sprung vom „Kampfschwimmer der NVA“ zum Chrono mit LP > 15k€ etwas gewagter finde als als den der Polaris, die mehr echte Historie hat:
1968: ca. 1.700 Stück
2008: 768 in Stahl
2018: 1000 Exemplare , LP 12.800€
Die 2018er entfernten sich in manchen Details vom Original, aber mir gefällt sie besser als die 2008er.
Beim Preisvergleich auf C24 zeigen sich beide ähnlich, wobei die Polaris schon 5 Jahre alt ist und die GO nur neu angeboten wird- und das von Vielen begehrte Metallband seIt einiger Zeit wg. Problemen beim Zulieferer
nicht verfügbar ist - für mich aber kein Kriterium !

Also ein totes Rennen ?
Unentschieden gibt’s bei den Champions nicht.
Im Finale entscheiden manchmal:
5. Details:
Die GO punktet mit einem grandiosen ZB und dem modernen Werk, die JLC mit ihrer Seltenheit und der gelungenen Modellpflege.
Zudem hat die Polaris die gelungenere Integration des Kautschukbandes am Gehäuse, das der GO wirkt eher „beliebig“. Clous de Paris wirkt halt mehr als „Rennreifen“.
Das Textilband gibts bei der GO in guter Qualität in blau- warum nicht auch das Kautschukband ?


Zudem ist die Auswahl an LB mit Schnellwechselsfederstegen bei JLC mW größer.
Finale in der Nachspielzeit entschieden:

Danke für Eure Geduld beim Lesen
Walter