Quo Vadis Swatch Group?

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Lomax
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Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von Lomax »

Moin moin. Lese hier eher sporadisch mit ohne zu posten, aber mich würde Euere Meinung zu den Entwicklungen der Swatch-Gruppe in jüngster Vergangenheit interessieren [Achtung langer Text folgt].

Aus meiner Sicht haben die Swatch Group bzw. ihre Tochtergesellschaften in den letzten Jahren zahlreiche Trends in der Branche nicht mitgemacht oder, anders ausgedrückt, verpasst. Von der Unternehmenskultur hört man auch nicht gerade viel Positives. Nick Hayek ist ein charismatischer Unternehmer, er ist aber auch bekannt für seinen "speziellen" Führungsstil und seine Launen. Der Employee Turnover am Hauptsitz sei auch nicht gerade tief.

Zu der Swatch/Omega-Collab (und nun offenbar auch Blancpain): Ich war doch sehr überrascht, wie sehr dies quasi als Marketing-Geniestreich gefeiert wurde. Wenn man einen Luxus-Brand auf einem Billigprodukt zu einem Bruchteil des Produkts kriegt, ist doch relativ klar, dass dadurch ein Hype entsteht. Man stelle sich vor, Luis Vuitton bringt eine Kunstledertasche für 50 Eur oder Porsche einen 911 mit Golf-Motor für 30 TEur (zahlreiche andere Beispiele möglich). Die Moonswatch war wirtschaftlich sicher ein Erfolg für Swatch, aber auch mit einem grossen Risiko verbunden. Man nimmt mit Omega den mit Abstand erfolgreichsten Hersteller der gesamten Gruppe und mit der Speedmaster noch das erfolgreichste Produkt und bietet dieses für kleines Geld an (natürlich auch mit entsprechender Qualität). Mir kommen spontan keine ähnlichen Fälle in der Luxusbranche in den Sinn (allenfalls Karl Lagerfeld-Kollektion im H&M). Wie man hört, war dieses Projekt Swatch-intern nicht gerade unumstritten. Auch ehemalige Swatch-Führungskräfte wie Thomke und Biver seien angeblich auch "eher" skeptisch gegenüber dieser Strategie.

Nun kommt mit der Fifty Fathoms also offenbar die nächste Swatch-Variante einer ikonischen Uhr. Gerade bei Blancpain entbehrt dies nicht einer gewissen Ironie, wenn man an die Aussage von Biver denkt, es werde nie eine Blancpain mit Quarz-Werk geben (oder kommt eine sistem51 :D ). Wer weiss, vielleicht folgt als nächstes eine Plastikversion der filigranen Breguet Classic... Die Motivation für diese Strategie kann ich mir nur folgendermassen erklären: Bekanntlich schwächeln Swatch-Uhren schon seit vielen Jahren und sind beim Umsatz längstens aus den Top20 der Schweizer Uhrenmarken herausgefallen. Zwar hatte man mit der Big Bold wieder mal ein einigermassen erfolgreiches Modell, an das man aber offenbar auch nicht voll glaubte. Es ist bekannt, dass Hayek Sr. und Jr. die Swatch stets als zentrale Grundlage für den gesamten Konzern betrachteten. Deshalb wurde der Name bewusst auch für die gesamte Gruppe gewählt. Offenbar ist man sogar bereit, das Image der Luxus-Marken zu riskieren, um die Swatch-Verkäufe zu beflügeln. Gemäss Aussagen von Hayek habe sich das Projekt aber auch positiv auf die Verkäufe der "richtigen" Moonswatch ausgewirkt. Ich persönlich glaube nicht, dass sich dies bei einem Luxus-Produkt langfristig positiv auswirken kann.

Schweizer Uhren haben im Basissegement und mittleren Preissegement in den letzten Jahr einen schweren Stand. Die Konkurrenz mit Smartwaches/Apple Watch, Casio, Seiko, etc. ist gross und gut aufgestellt. Aber auch im Premium-Segment unter Marc Hayek ist die Swatch Group in den letzten Jahren kaum vorangekommen. Aus meiner Sicht schöpft insbesondere Breguet Ihr Potenzial zu wenig aus.

Deshalb meine Frage: Teilt Ihr diese Beurteilung und wo seht ihr die Swatch Group in 10 Jahren?
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mezdis
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von mezdis »

Also die nackten Zahlen sprechen zurzeit sicher nicht für die Swatch Group. Hier zwei aktuelle Beispiele:

Bild
(c) https://www.fhs.swiss/eng/statistics.html

Exporte von Uhren im unteren Preissegment sind in den letzten 20 Jahren deutlich geschrumpft. Das ganze Wachstum der Uhrenindustrie beruht auf den Uhren > 3000 CHF und da ist die Swatch Group nicht besonders stark. Achtung: Die angegebenen Preise sind Exportpreise, man muss noch ca. 40 % dazurechnen für den Publikumspreis.


Bild
(c) Handelszeitung

Die Swatch Group hat in jüngerer Vergangenheit deutlich an Marktanteilen verloren. Zusammen mit der oberen Statistik könnte man schon vermuten, dass der Produktmix bei der Swatch Group für den Uhrensektor problematisch ist. Was kann man da tun, wenn die Produkte nicht ankommen? --> Andere Produkte auf den Markt werfen. Ob es jedoch diese Plasteuhren für die Swatch Group richten werden, bezweifle ich ebenso stark wie Lomax.
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jeannie
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von jeannie »

Was wissen wir Forenfuzzis schon über die Uhren-INDUSTRIE. Da sind Sachen relevant, das kennen wir nicht mal vom Hörensagen.

Du wirfst Swatch vor, Trends verpasst zu haben. Swatch hat eher Trends gesetzt. Mit der Uhr bezahlen? Mit der Swatch bereits vor 30 Jahren. Das war wohl etwas zu früh. So weit sich Nick geäussert hat liegen irgendwo noch 100'000 Stück davon rum. War halt etwas zu früh. Swatch nimmt eben Risiken auf sich, die andere meiden. Dann passieren halt solche Dinge. Oder die Zusammenarbeit mit Künstlern für die Gestaltung ihrer Uhren. Wer hats erfunden?

Oder System 51. Ein voll automatisiert zu fabrizierendes mechanisches Uhrwerk, das nicht mal für die Reglage in die Hände genommen werden muss. Eine sich bewegende Unruh mittels Laser zu regulieren ist technisch eine Meisterleistung. Wer kann das sonst noch?

Welche andere Uhrenfirma bringt wirkliche Innovationen? Die meisten können nichts ausser eine Politur hier, einen Gravur da oder eine andere Zifferblattfarbe. Selbst eine PP Kaliber 89 ist "nur" eine Ansammlung von Zahnrädern, wie sie schon John Harrison benutzte. Handwerklich die Spitze der Horlogerie, aber technisch auf der Stufe des Mechanismus von Antikythera.

Höchsten Seiko kann da mithalten. Sie verbraten aber ihr tolles Springdrive-Werk lieber in hochwertigen Uhren als in Massenmodellen.

Rolex hat seine Digitaluhrenentwicklung nach ein paar Prototypen 1978 in die Tonne getreten. Auch nicht der Ausbund an Risikofreudigkeit.

Jetzt musst du aber ganz stark sein: du meinst, Porsche würde es nicht in den Sinn kommen, einen Porsche mit VW-Motor zu bauen? Gabs aber. Hiess Porsche 914. Und da das so eine gute Idee war (verkaufte sich entsprechend) nahm man einen Audi, bappte vorne und hinten einen Porschekleber drauf und verkaufte ihn als Porsche 924. Aber das war 1969, vielleicht bist du für so was zu jung. :wink:
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Lomax
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von Lomax »

jeannie hat geschrieben: 04 Sep 2023, 14:52 Was wissen wir Forenfuzzis schon über die Uhren-INDUSTRIE. Da sind Sachen relevant, das kennen wir nicht mal vom Hörensagen.

Du wirfst Swatch vor, Trends verpasst zu haben. Swatch hat eher Trends gesetzt. Mit der Uhr bezahlen? Mit der Swatch bereits vor 30 Jahren. Das war wohl etwas zu früh. So weit sich Nick geäussert hat liegen irgendwo noch 100'000 Stück davon rum. War halt etwas zu früh. Swatch nimmt eben Risiken auf sich, die andere meiden. Dann passieren halt solche Dinge. Oder die Zusammenarbeit mit Künstlern für die Gestaltung ihrer Uhren. Wer hats erfunden?

Oder System 51. Ein voll automatisiert zu fabrizierendes mechanisches Uhrwerk, das nicht mal für die Reglage in die Hände genommen werden muss. Eine sich bewegende Unruh mittels Laser zu regulieren ist technisch eine Meisterleistung. Wer kann das sonst noch?

Welche andere Uhrenfirma bringt wirkliche Innovationen? Die meisten können nichts ausser eine Politur hier, einen Gravur da oder eine andere Zifferblattfarbe. Selbst eine PP Kaliber 89 ist "nur" eine Ansammlung von Zahnrädern, wie sie schon John Harrison benutzte. Handwerklich die Spitze der Horlogerie, aber technisch auf der Stufe des Mechanismus von Antikythera.

Höchsten Seiko kann da mithalten. Sie verbraten aber ihr tolles Springdrive-Werk lieber in hochwertigen Uhren als in Massenmodellen.

Rolex hat seine Digitaluhrenentwicklung nach ein paar Prototypen 1978 in die Tonne getreten. Auch nicht der Ausbund an Risikofreudigkeit.

Jetzt musst du aber ganz stark sein: du meinst, Porsche würde es nicht in den Sinn kommen, einen Porsche mit VW-Motor zu bauen? Gabs aber. Hiess Porsche 914. Und da das so eine gute Idee war (verkaufte sich entsprechend) nahm man einen Audi, bappte vorne und hinten einen Porschekleber drauf und verkaufte ihn als Porsche 924. Aber das war 1969, vielleicht bist du für so was zu jung. :wink:
Ich hätte gedacht, dass es hier im Forum vielleicht schon den einen oder anderen mit einigen Industrie-Insights gibt (ich persönlich sage dazu nichts). Aber mich interessiert durchaus die Meinung der "Forenfuzzis".

Das mit den Innovationen ist ein fairer Punkt. Ich habe den Satz bezüglich Trends bewusst etwas provokativ formuliert. Für mich sind Innovationen aber nicht zwingend mit Trends gleichzusetzen.

Betreffend das Porsche-Beispiel war ich leider nicht stark genug und hatte einen schweren emotionalen Zusammenbruch :crying: Nein, ich kann's tatsächlich zu wenig gut beurteilen. Kenne die Positionierung von Porsche und Audi vor 54 Jahren zu wenig gut. Und ja, ich bin auch zu jung, 1969 war ich noch nicht geboren. Danke, dass ich mich nun wieder etwas jünger fühle :D Zumindest kann man sagen, dass Porsche dies in den letzten paar Jahrzehnten nicht mehr wiederholt hat...

Und "jeannie", hast Du neben den interessanten Beispielen auch eine Meinung zum Thema?
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jeannie
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von jeannie »

Eine Meinung zu jedem und allem habe ich sehr wohl. Aber da gemäss meiner Meinung eine Meinung den Nährwert von Pappe hat versuche ich immer möglichst diese nicht kundzutun. Das ist auch der Grund, wieso ich keine Podcasts verfolge. Da werden einfach nur Meinungen dargelegt, aber zur irgend einer Problemlösung tragen sie selten bei.

Wenn ich irgend eine interessante Meinung höre oder lese, dann möchte ich wissen, was der Hintergrund dazu ist und wie er dazu kommt, das ist viel interessanter und bringt etwas.
Lomax hat geschrieben: 04 Sep 2023, 16:13 Nein, ich kann's tatsächlich zu wenig gut beurteilen. Kenne die Positionierung von Porsche und Audi vor 54 Jahren zu wenig gut. Und ja, ich bin tatsächlich zu jung, 1969 war ich noch nicht geboren. Danke, dass ich mich nun wieder etwas jünger fühle :D Zumindest kann man sagen, dass Porsche dies in den letzten Jahren nicht mehr wiederholt hat.
Sie waren halt jung und brauchten das Geld. :mrgreen:

Es wiederholt sich einfach anders:
https://newsroom.porsche.com/de_CH/2022 ... 29559.html
Porsche Engineering, Technologiedienstleister und hundertprozentige Tochtergesellschaft von Porsche, gründet einen weiteren chinesischen Standort, um den stetig wachsenden Anforderungen des lokalen, chinesischen Marktes noch besser gerecht zu werden ... ist ein Euphemismus für "wir müssen Knowhow in China abgreifen um dabei zu bleiben.* :whistling:
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MCG
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von MCG »

Lomax hat geschrieben: 04 Sep 2023, 16:13
jeannie hat geschrieben: 04 Sep 2023, 14:52 Was wissen wir Forenfuzzis schon über die Uhren-INDUSTRIE. Da sind Sachen relevant, das kennen wir nicht mal vom Hörensagen.

Du wirfst Swatch vor, Trends verpasst zu haben. Swatch hat eher Trends gesetzt. Mit der Uhr bezahlen? Mit der Swatch bereits vor 30 Jahren. Das war wohl etwas zu früh. So weit sich Nick geäussert hat liegen irgendwo noch 100'000 Stück davon rum. War halt etwas zu früh. Swatch nimmt eben Risiken auf sich, die andere meiden. Dann passieren halt solche Dinge. Oder die Zusammenarbeit mit Künstlern für die Gestaltung ihrer Uhren. Wer hats erfunden?

Oder System 51. Ein voll automatisiert zu fabrizierendes mechanisches Uhrwerk, das nicht mal für die Reglage in die Hände genommen werden muss. Eine sich bewegende Unruh mittels Laser zu regulieren ist technisch eine Meisterleistung. Wer kann das sonst noch?

Welche andere Uhrenfirma bringt wirkliche Innovationen? Die meisten können nichts ausser eine Politur hier, einen Gravur da oder eine andere Zifferblattfarbe. Selbst eine PP Kaliber 89 ist "nur" eine Ansammlung von Zahnrädern, wie sie schon John Harrison benutzte. Handwerklich die Spitze der Horlogerie, aber technisch auf der Stufe des Mechanismus von Antikythera.

Höchsten Seiko kann da mithalten. Sie verbraten aber ihr tolles Springdrive-Werk lieber in hochwertigen Uhren als in Massenmodellen.

Rolex hat seine Digitaluhrenentwicklung nach ein paar Prototypen 1978 in die Tonne getreten. Auch nicht der Ausbund an Risikofreudigkeit.

Jetzt musst du aber ganz stark sein: du meinst, Porsche würde es nicht in den Sinn kommen, einen Porsche mit VW-Motor zu bauen? Gabs aber. Hiess Porsche 914. Und da das so eine gute Idee war (verkaufte sich entsprechend) nahm man einen Audi, bappte vorne und hinten einen Porschekleber drauf und verkaufte ihn als Porsche 924. Aber das war 1969, vielleicht bist du für so was zu jung. :wink:
Ich hätte gedacht, dass es hier im Forum vielleicht schon den einen oder anderen mit einigen Industrie-Insights gibt (ich persönlich sage dazu nichts). Aber mich interessiert durchaus die Meinung der "Forenfuzzis".

Das mit den Innovationen ist ein fairer Punkt. Ich habe den Satz bezüglich Trends bewusst etwas provokativ formuliert. Für mich sind Innovationen aber nicht zwingend mit Trends gleichzusetzen.

Betreffend das Porsche-Beispiel war ich leider nicht stark genug und hatte einen schweren emotionalen Zusammenbruch :crying: Nein, ich kann's tatsächlich zu wenig gut beurteilen. Kenne die Positionierung von Porsche und Audi vor 54 Jahren zu wenig gut. Und ja, ich bin auch zu jung, 1969 war ich noch nicht geboren. Danke, dass ich mich nun wieder etwas jünger fühle :D Zumindest kann man sagen, dass Porsche dies in den letzten paar Jahrzehnten nicht mehr wiederholt hat...

Und "jeannie", hast Du neben den interessanten Beispielen auch eine Meinung zum Thema?
Bezüglich den Trends ist es auch nicht so, dass die Swatch Group da nicht auch mitturnt: Stichwörter: Vintage, Heritage, History, "Tribiute" to Schlagmichtot, LE, Tradition... Eigentlich bei fast allen Brands der Gruppe in unterschiedlicher Ausprägung...
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MCG
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von MCG »

mezdis hat geschrieben: 04 Sep 2023, 13:28 Also die nackten Zahlen sprechen zurzeit sicher nicht für die Swatch Group. Hier zwei aktuelle Beispiele:

Bild
(c) https://www.fhs.swiss/eng/statistics.html

Exporte von Uhren im unteren Preissegment sind in den letzten 20 Jahren deutlich geschrumpft. Das ganze Wachstum der Uhrenindustrie beruht auf den Uhren > 3000 CHF und da ist die Swatch Group nicht besonders stark. Achtung: Die angegebenen Preise sind Exportpreise, man muss noch ca. 40 % dazurechnen für den Publikumspreis.


Bild
(c) Handelszeitung

Die Swatch Group hat in jüngerer Vergangenheit deutlich an Marktanteilen verloren. Zusammen mit der oberen Statistik könnte man schon vermuten, dass der Produktmix bei der Swatch Group für den Uhrensektor problematisch ist. Was kann man da tun, wenn die Produkte nicht ankommen? --> Andere Produkte auf den Markt werfen. Ob es jedoch diese Plasteuhren für die Swatch Group richten werden, bezweifle ich ebenso stark wie Lomax.
Eigentlich hat sich da nicht so viel verändert - ausser, dass die Wertschöpfung (und die Mengen) tatsächlich immer weniger im Tiefpreis-Segment passieren. Ist aber schon länger so und hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern per se zu tun, sonderen eben mit den neuen Gadgets am Handgelenk, wo die Swatch Group nicht wirklich seriös mitspielen will. In meinen Augen völlig zu recht!

Und zu den Marktanteilen: Da hat vor allem ROLEX extrem zugelegt, vor allem auf Kosten der Swatch Group - die haben praktisch die Plätze getauscht!
(Da wäre auch noch Richard Mille zu erwähnen, unglaublich was der im hochpreisigen Segment erreicht hat!)
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stere
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von stere »

Wobei Richard Mille maximal diesen Rang beim Umsatz hat, nicht aber beim Marktanteil in Prozent oder Stückzahlen…

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MCG
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von MCG »

stere hat geschrieben: 04 Sep 2023, 19:19 Wobei Richard Mille maximal diesen Rang beim Umsatz hat, nicht aber beim Marktanteil in Prozent oder Stückzahlen…

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Klar! Marktanteil am Umsatz gemessen…
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mezdis
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von mezdis »

MCG hat geschrieben: 04 Sep 2023, 17:56 ... und hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern per se zu tun...
Wie man auf diese Aussage kommen kann, ist mir doch ein ziemlich grosses Rätsel. Da sind wir offenbar komplett anderer Meinung.
Die arme Swatch Group soll also komplett unschuldig sein, dass sie so viel Marktanteile verliert? Wer macht denn die Produktstrategie der Swatch Group? Fitbit? Oder Garmin? Oder Apple? Wer hat den der Familie Hayek verboten, solche Produkte wie Richard Mille oder Audemars Piguet zu lancieren? Oder generell im wachsenden Hochpreissegment begehrtere Produkte auf den Markt zu bringen? Die Marken dazu hätten sie ja...

Die Swatch Group ist eine börsenkotierte Firma und die Grossaktionäre sehen diesen Verlust der Marktanteile ganz sicher nicht gern. Ich denke nicht, dass darunter welche sind, die sagen "... hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern zu tun ...". Und die einzigen, die etwas dagegen tun können, ist die Swatch Group selber. Meine Meinung: Der Hayek Junior gibt zwar immer wieder lustige Interviews (wobei sie eigentlich eher peinlich lustig sind), aber vom Uhrenmarkt hatte sein Vater definitiv mehr Ahnung. Aber vielleicht kann er ja jetzt mit der Blancpain x Swatch das Steuer herumreissen... mal gucken, was da kommt.
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walter
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von walter »

mezdis hat geschrieben: 04 Sep 2023, 21:18 ... Aber vielleicht kann er ja jetzt mit der Blancpain x Swatch das Steuer herumreissen... mal gucken, was da kommt.
Nachweislich spülen die Swatch-Omegas und vielleicht demnächst auch die Blancpains ordentlich Geld in die Kasse.
Aber: als jahrzehntelanger Mitarbeiter in einem globalem Industriebetrieb ist mir in Fleisch und Blut eingegangen, dass jede ...wirklich jede Division/ Sparte (...) mal schwächer ist, aber dann ist halt Hirnschmalz der Leitungen angesagt, den Teilbereich wieder nach vorn zu bringen.
Innovation, Investitionen, Kosten (Personal :roll: ) runter, Abläufe etc. etc.
Wenn nicht erfolgreich : Restrukturierung bis auf die Knochen, oder Verkauf/ Schließung :crying:
Das seh ich als Nichtinsider bei der SwatchG. weniger. Das andere Uhren-Konklomerat Richemont ist da nach meinem Empfinden rühriger, vielleicht auch weil stärker im Schmuckbereich und den höherpreisigen Uhren.

Das zeigt sich auch an der Kursentwicklung der Aktien:
https://themarket.ch/analyse/richemont- ... up-ld.9061
Die Hayekbeteiligungen haben anscheinend weniger Stimmrechtsanteile bei mehr Anteilen als Richemonts Rupert.
Nick jr. kann sich also an mehr Anteilen erfreuen, aber hat weniger zu sagen :roll:
....
Mein Bauch sagt mir, dass man sich, insbesondere wg. der Schwächen der preiswerten Uhren die Konkurenz der Smartwaches schön redet und mit den neuen Swatches versucht, da wieder Boden gutzumachen.
Nachhaltigkeit ist das mMn nicht!
Walter

Mein Indischer Schachmeister sagte: Am Ende kommen Bauer und König in die selbe Kiste
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MCG
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von MCG »

mezdis hat geschrieben: 04 Sep 2023, 21:18
MCG hat geschrieben: 04 Sep 2023, 17:56 ... und hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern per se zu tun...
Wie man auf diese Aussage kommen kann, ist mir doch ein ziemlich grosses Rätsel. Da sind wir offenbar komplett anderer Meinung.
Die arme Swatch Group soll also komplett unschuldig sein, dass sie so viel Marktanteile verliert? Wer macht denn die Produktstrategie der Swatch Group? Fitbit? Oder Garmin? Oder Apple? Wer hat den der Familie Hayek verboten, solche Produkte wie Richard Mille oder Audemars Piguet zu lancieren? Oder generell im wachsenden Hochpreissegment begehrtere Produkte auf den Markt zu bringen? Die Marken dazu hätten sie ja...

Die Swatch Group ist eine börsenkotierte Firma und die Grossaktionäre sehen diesen Verlust der Marktanteile ganz sicher nicht gern. Ich denke nicht, dass darunter welche sind, die sagen "... hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern zu tun ...". Und die einzigen, die etwas dagegen tun können, ist die Swatch Group selber. Meine Meinung: Der Hayek Junior gibt zwar immer wieder lustige Interviews (wobei sie eigentlich eher peinlich lustig sind), aber vom Uhrenmarkt hatte sein Vater definitiv mehr Ahnung. Aber vielleicht kann er ja jetzt mit der Blancpain x Swatch das Steuer herumreissen... mal gucken, was da kommt.
Weiss nicht, ob du vielleicht nicht alles gelesen hast was ich geschrieben habe?
Es hat vor allem Rolex zugelegt! Alle anderen haben keine Marktanteile gewonnen ausser AP und RM! Rolex ist einem in einem anderen Marktsegment zur SG (mit Ausnahme von Omega).
Aus Breguet könnte man mehr machen, das würde ich definitiv der Swatch Group ankreiden wollen. Aber sonst hat der Konzern auch vieles richtig gemacht. Aber Rolex AP & RM eben noch besser
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Lomax
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von Lomax »

MCG hat geschrieben: 04 Sep 2023, 17:56
mezdis hat geschrieben: 04 Sep 2023, 13:28 Also die nackten Zahlen sprechen zurzeit sicher nicht für die Swatch Group. Hier zwei aktuelle Beispiele:

Bild
(c) https://www.fhs.swiss/eng/statistics.html

Exporte von Uhren im unteren Preissegment sind in den letzten 20 Jahren deutlich geschrumpft. Das ganze Wachstum der Uhrenindustrie beruht auf den Uhren > 3000 CHF und da ist die Swatch Group nicht besonders stark. Achtung: Die angegebenen Preise sind Exportpreise, man muss noch ca. 40 % dazurechnen für den Publikumspreis.


Bild
(c) Handelszeitung

Die Swatch Group hat in jüngerer Vergangenheit deutlich an Marktanteilen verloren. Zusammen mit der oberen Statistik könnte man schon vermuten, dass der Produktmix bei der Swatch Group für den Uhrensektor problematisch ist. Was kann man da tun, wenn die Produkte nicht ankommen? --> Andere Produkte auf den Markt werfen. Ob es jedoch diese Plasteuhren für die Swatch Group richten werden, bezweifle ich ebenso stark wie Lomax.
Eigentlich hat sich da nicht so viel verändert - ausser, dass die Wertschöpfung (und die Mengen) tatsächlich immer weniger im Tiefpreis-Segment passieren. Ist aber schon länger so und hat herzlich wenig mit dem Swatch Konzern per se zu tun, sonderen eben mit den neuen Gadgets am Handgelenk, wo die Swatch Group nicht wirklich seriös mitspielen will. In meinen Augen völlig zu recht!

Und zu den Marktanteilen: Da hat vor allem ROLEX extrem zugelegt, vor allem auf Kosten der Swatch Group - die haben praktisch die Plätze getauscht!
(Da wäre auch noch Richard Mille zu erwähnen, unglaublich was der im hochpreisigen Segment erreicht hat!)
Also ich finde die Zahlen schon eindrücklich. Ein Rückgang des wertmässigen Exports um 50% seit 2015 bei den Uhren unter 500 CHF ist schon beachtlich. Und auch ein Rückgang des Marktanteils der SG um über 30% ist massiv.
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Roger Ruegger
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von Roger Ruegger »

Jup. Die Schweizer Uhrenindustrie hat in den letzten Jahren die Stückzahlen reduziert und die Preise angehoben. Die Konsolidierung findet - wenn auch nicht ganz so offensichtlich - fröhlich statt, der grosse Gewinner ist aktuell Rolex, riskiert aber gerade, den Sammler als strategisch wichtige Zielgruppe zu verlieren. Auch wenn diese Entwicklung nach oben längst nicht nur bei den Uhren zu sehen ist (die berühmte Pulverisierung des Mittelstands), das Segment der 500 bis 1'000 Euro teuren Uhren wurde so praktisch kampflos der Smartwatch überlassen. Für mich erstaunlich, sind sich doch alle einig, dass es die Swatch (Uhr) war, die der gesamten Industrie damals wieder auf die Beine geholfen hat. Immerhin, dank Tissot, Certina, Hamilton und Mido kriege ich heute noch eine bezahlbare mechanische Uhr, nachdem die meisten Seikos mittlerweile auch schon mehr als 1'000 Euro kosten. Ich muss nicht betteln, auf eine Warteliste zu kommen. Dann drei Preiserhöhungen durchmachen, bevor ich den erlösenden Anruf kriege und viel Geld ausgeben darf. Interessant wird es, wenn die Zeiten härter werden, wenn wieder etwas klarer wird, dass eine mechanische Uhr halt wirklich "nur" nice to have ist und die aufgebauten Kapazitäten plötzlich etwas zu optimistisch wirken. Kurz gesagt, ich mache mir über vieles Sorgen, aber nicht über die Swatch Group. Die machen einiges anders, vieles richtig, sicher nicht alles. Sicher, Breguet hat ein Kommunikatonsproblem (die nächste Generation Käufer will nicht unbedingt darüber reden, welche Uhr Bonaparte hatte), aber Blancpain zeigt gerade, wie schnell sich ein Kommunikationsproblem lösen lässt, wenn das Produkt dahinter stimmt und die notwendige Substanz hat. Und damit meine ich nicht die Blancpain X Swatch Kooperation (die absolut genial ist und die MoonSwatch m.M. in den Schatten stellt), sondern die neue Website, die Kampagne etc., die seit ein paar Wochen läuft. Und mit Lionel a Marca hat Breguet den richtigen Mann dafür, und die Gruppe genügend Verständnis, wie langsam die Industrie dreht. Einzig Jaquet Droz dürfte hier vermutlich langfristig eine Herausforderung sein, da der historische Kern, die Phase in den 60ern und die aktuelle Positionierung etwas quer im Raum stehen. Und Harry Winston muss vermutlich keine Uhren verkaufen. Bleiben 15 andere Marken mit stabiler Basis. Bei Richemont sind ja auch nicht alle Brands am Outperformen.
Spannend wird's, wenn einem Unternehmer/Unternehmen in einem journalistisch inakzeptablen anonymen Hit Piece unterster Schublade dann mangelndes Bewustsein für Trends vorgeworfen wird, aber gleichzeitig tausende Käufer vor genau dessen Läden Schlange stehen. - Wohlgemerkt, keine andere Uhrenmarke hat das in diesem Masse geschafft. Und bis auf das iPhone wird's dann auch schwer, vergleichbare Beispiele aus anderen Sparten zu finden, die nicht mit Turnschuhen zu tun haben.
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Re: Quo Vadis Swatch Group?

Beitrag von Lomax »

Roger Ruegger hat geschrieben: 05 Sep 2023, 09:43 Jup. Die Schweizer Uhrenindustrie hat in den letzten Jahren die Stückzahlen reduziert und die Preise angehoben. Die Konsolidierung findet - wenn auch nicht ganz so offensichtlich - fröhlich statt, der grosse Gewinner ist aktuell Rolex, riskiert aber gerade, den Sammler als strategisch wichtige Zielgruppe zu verlieren. Auch wenn diese Entwicklung nach oben längst nicht nur bei den Uhren zu sehen ist (die berühmte Pulverisierung des Mittelstands), das Segment der 500 bis 1'000 Euro teuren Uhren wurde so praktisch kampflos der Smartwatch überlassen. Für mich erstaunlich, sind sich doch alle einig, dass es die Swatch (Uhr) war, die der gesamten Industrie damals wieder auf die Beine geholfen hat. Immerhin, dank Tissot, Certina, Hamilton und Mido kriege ich heute noch eine bezahlbare mechanische Uhr, nachdem die meisten Seikos mittlerweile auch schon mehr als 1'000 Euro kosten. Ich muss nicht betteln, auf eine Warteliste zu kommen. Dann drei Preiserhöhungen durchmachen, bevor ich den erlösenden Anruf kriege und viel Geld ausgeben darf. Interessant wird es, wenn die Zeiten härter werden, wenn wieder etwas klarer wird, dass eine mechanische Uhr halt wirklich "nur" nice to have ist und die aufgebauten Kapazitäten plötzlich etwas zu optimistisch wirken. Kurz gesagt, ich mache mir über vieles Sorgen, aber nicht über die Swatch Group. Die machen einiges anders, vieles richtig, sicher nicht alles. Sicher, Breguet hat ein Kommunikatonsproblem (die nächste Generation Käufer will nicht unbedingt darüber reden, welche Uhr Bonaparte hatte), aber Blancpain zeigt gerade, wie schnell sich ein Kommunikationsproblem lösen lässt, wenn das Produkt dahinter stimmt und die notwendige Substanz hat. Und damit meine ich nicht die Blancpain X Swatch Kooperation (die absolut genial ist und die MoonSwatch m.M. in den Schatten stellt), sondern die neue Website, die Kampagne etc., die seit ein paar Wochen läuft. Und mit Lionel a Marca hat Breguet den richtigen Mann dafür, und die Gruppe genügend Verständnis, wie langsam die Industrie dreht. Einzig Jaquet Droz dürfte hier vermutlich langfristig eine Herausforderung sein, da der historische Kern, die Phase in den 60ern und die aktuelle Positionierung etwas quer im Raum stehen. Und Harry Winston muss vermutlich keine Uhren verkaufen. Bleiben 15 andere Marken mit stabiler Basis. Bei Richemont sind ja auch nicht alle Brands am Outperformen.
Spannend wird's, wenn einem Unternehmer/Unternehmen in einem journalistisch inakzeptablen anonymen Hit Piece unterster Schublade dann mangelndes Bewustsein für Trends vorgeworfen wird, aber gleichzeitig tausende Käufer vor genau dessen Läden Schlange stehen. - Wohlgemerkt, keine andere Uhrenmarke hat das in diesem Masse geschafft. Und bis auf das iPhone wird's dann auch schwer, vergleichbare Beispiele aus anderen Sparten zu finden, die nicht mit Turnschuhen zu tun haben.
Danke für diese fundierte Einschätzung der Lage. Ich hoffe, dass sich Dein Optimismus in Bezug auf die Swatch Group bestätigt. Ich wollte auch kein Swatch-Bashing betreiben, stelle aber einige Entscheide in Frage. Kurzfristig wurde mit den Moonswatches zweifelsfrei ein riesiger Hype geschaffen.

Interessant wird es sicher auch, wie es nach Nick Hayek weitergehen wird. Als Nachfolger wird ja Marc Hayek gehandelt.
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