Der eine oder andere mag das kennen, manchmal muss man einfach mal wieder eine Uhr kaufen. Als Rentner guckt man natürlich auf ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, hübsch aussehen soll es und - ganz wichtig - gut funktionieren. Taucheruhren finde ich per se praktisch weil sie halt robuster als Leder bebandete Dresswatches, die mir eh nicht stehen, sind und so einen Drehring kann man auch im Alltag gut gebrauchen.
Taucheruhren sind üblicherweise mit schwarzen Zifferblättern, hellen Zeigern und viel Leuchtmasse versehen damit man sie gut ablesen kann. Nun habe ich aber schon genügend Uhren mit schwarzen Blättern, also wollte ich gerne eine Alternative zu Speedy, Rolex und Tudor. Im Sommer war ich mal in Biel und habe, neben dem Swatch Museum, die neuen Produktionsräume von Omega an der Rue Jakob-Stämpfli besichtigt, leider habe ich einen der wenigen Tage mit Sauwetter erwischt, muss also nochmal eine Fototour einplanen. Im Inneren hat mich der enorme Aufwand, der da bei Herstellung und Prüfung betrieben, wird sehr beeindruckt. Ähnliches kenne ich eigentlich nur noch von Rolex.
Ich muss gestehen, dass mich die Taucheruhren von Omega, im Gegensatz zu den Chronographen, nie so wirklich getriggert haben. Bei den Planet Ocean gefallen mir die Bandglieder nicht, bei den Heritage ist mir zu viel poliert, auch das neungliedrige Band der 300m trifft nicht meinen Geschmack. Die Modellreihe hat mir, als sie in den 90er raus kam, nie wirklich gefallen. Bis zu dem Tag an dem ich Bilder der "No Time to die" sah. Titan, hoch gewölbtes Glas, Milanaise Band, tolle Verarbeitung, happiger Preis.
Letzte Woche bin ich dann endlich mal hin um sie genauer anzuschauen und musste feststellen was schon Percy von Luxify aufgefallen ist: Das Band sieht am Arm besch... aus wenn man es locker einstellt. Es wölbt sich dann unnatürlich ab, das lässt sich nur verhindern wenn man es eng einstellt. Da Uhr und Band sehr leicht sind, passt das dann einfach nicht so richtig, es steht immer was ab. Wir haben mehrere Exemplare ausprobiert, es half nichts. Die Variante mit dem Nato-Band kam überhaupt nicht in Frage, ich mag diese Bänder einfach gar nicht.
So folgte ein Wochenende der inneren Einkehr, dem Studium von Fotos und Youtube Videos, gefolgt von dem Entschluss, die klassische Version in Blau live anzuschauen. Ich habe natürlich auch die grüne und die graue Version näher betrachtet. Die Grüne sieht bei Sonnenlicht gut aus, ansonsten wäre sie mir zu dunkel gewesen. Die Graue ist attraktiv, aber irgendwie doch nicht so ganz meines. Die Blaue war eigentlich perfekt, die Farbe passt drinnen wie draussen gut, die roten Akzente auf ZB und Sekundenzeiger wirken sehr gut. Kein Wunder, ist dies die am meisten verkaufte Farbvariante, gefolgt von der Schwarzen, die für mich natürlich ausgeschieden ist.
Und wie ich so die Lichtreflexe studiere und mich über die wirklich ausserordentlichen Verarbeitungsqualität freue, kam noch die zum 75. Geburtstag der Seamaster lancierte Summerblue auf den Tisch. Sie unterscheidet sich durch ein Keramikzifferblatt mit Farbverlauf und hellblauer Emaille in der Keramiklünetteneinlage sowie hellblauer Leuchtmasse. Weiter hat sie keinen Glasboden sondern ein Medaillon das an die allerersten Seamaster Modelle erinnert. Summerblue wird übrigens bei allen Seamaster Modellen angeboten, also auch Aquaterra, Planet Ocean und Heritage. Funfact: Je dunker der Farbton desto grösser die mögliche Tauchtiefe.
Auf den Pressefotos hielt ich die Summerblue zunächst für einen netten Gag, man muss die Uhren schon live sehen um die Wirkung zu erfassen. Und die ist sehr vielschichtig, es ist schwer diese Uhr so zu fotografieren dass die Bilder die Realität korrekt abbilden. Ich finde auch grade meine Farbkarte nicht und der Weissabgleich ist daher nicht so ganz einfach. Ich würde die Wirkung etwa so beschreiben: Man sitzt entspannt irgendwo am Meer, einen leckeren Drink im Glas, ein paar Tapas auf dem Teller, schaut selbstvergessen, entspannt den Wellen und hie und da auftauchenden Badenixen zu und wünscht sich, dass die Zeit einfach stehen bliebe.
<ping> <aufwachen!>
Nun zur Technik: Ist die Seamaster 300m nun eine richtige professionelle Taucheruhr? Definitv nein! Sie ist zwar bis 300m druckfest, je nach Farbvariante auch sehr gut ablesbar, aber die Drehlünette ist für Taucher schlicht nicht bedienbar. Das können die Heritage und die Planet Ocean deutlich besser. Grade bei der Summerblue ist die Leuchtmasse nicht so hell wie bei den anderen Farbvarianten, ich vermute unter Wasser wäre man mit ihr aufgeschmissen. Omega sieht in den Diver 300m auch eher robuste Alltagsuhren die eine gewisse Eleganz ausstrahlen. Die Uhr ist verglichen mit Mitbewerbern recht flach, die Lünette schont Manschetten und der Tragekomfort ist ausgezeichnet. Über das sinnlose Heliumventil mag ich nicht diskutieren, es gehört halt zur Modellreihe und stört weder optisch noch haptisch. Auch die Stahlbänder sind mittlerweile Handschmeichler, verschraubte Glieder, eine ausklappbare Tauchverlängerung und - viel wichtiger - eine fein gestufte Längenverstellung in der Schliesse, da sind 300,- Aufpreis ein Schnäppchen.
Ich habe es trotzdem nicht gekauft weil mich das Kautschukband überzeugt hat. Das Band klebt nicht, riecht nicht, ist weder zu steif noch zu labberig und die Dornschliesse trägt nicht auf. Während die feststehende Lasche mit einem Metallbügel für einfacheres Durchschlaufen verstärkt ist, verfügt die zweite über einen Riegel der in ein Loch eingreift und ein Verrutschen verhindert. Das ist wirklich gut gemacht, auch wenn es bei Garmin zum halben Preis geht (dort ist allerdings das Material nicht so robust).
Über die Uhrwerke muss man bei Omega eigentlich nicht viel sagen. Die bekommen es tatsächlich hin, dass alle Uhren ziemlich exakt gleich laufen. Wie meine DSOTM läuft auch die Seamaster 1,5 Sekunden am Tag voraus, das von der Omega Webseite herunter geladene Zertifikat weist für mein Exemplar exakt den gleichen Wert aus.
Nun noch ein paar Eindrücke ...

















