Die Geschichte von Tudor ist ja hinlänglich bekannt, daher nur die Kurzform. Hans Wilsdorf hat 1936 die Markenrechte an der 1926 von P. Hüther gegründeten Uhrenfabrik Tudor gekauft um neben den Rolex Modellen auch günstigere hochwertige Uhren anbieten zu können. Das hat soweit gut geklappt, sieht man mal von ein paar stilistischen Ausrutschern in den späten 90ern und frühen Nullerjahren ab. Dank mehr oder weniger modifizierter Grossserienwerken und der optischen Anlehnung an die grosse Schwester lief es immer recht gut für die Marke.
Durchgestartet sind sie dann 2012 mit der Black Bay Linie, der Name kommt von einer fiktiven, versteckten Bucht, die optisch die beliebten Oyster Prince Submariner zitiert und zu sehr guten Preisen, vorerst noch mit ETA Werken, zu bekommen war. Der endgültige Durchbruch kam dann 2016 mit der Inhouse Kaliberfamilie MT5xxx die es in verschiedenen Ausführungen und zwei Grössen gibt. Um die Preise klein zu halten wurde beschlossen, die Werke von einer eigens gegründeten Firma (Kenissi SA) fertigen zu lassen und diese auch anderen Uhrenherstellern gegen Beteiligung zu überlassen. So sind an dem Neubau in Le Locle, praktischerweise direkt angebaut an die Tudor Fabrik, nach derzeitigem Stand auch Breitling, Chanel, Norqain, Fortis, TAG Heuer, Bell & Ross und Ultramarine mit unterschiedlichen Prozentsätzen beteiligt.
Die Black Bay Linie wird ständig ausgebaut, sowohl farblich als auch technisch. So kam ein preislich sehr interessanter Chronograph hinzu, dessen Werk basiert auf dem Breitling B01, im Angebot sind auch unterschiedliche Materialien von Edelstahl über Bronze, Silber und Gold bis zu Keramik.
Die neueste Variante der Taucheruhr kam 2023 zuerst mit roter Lünetteneinlage und goldenen Elementen auf dem Zifferblatt, 2024 folgte die klassische "Monochrome" wie hier vorgestellt. Der Zufall wollte es, dass ich beim Abholen einer Rolex GMT Master mit schwarz/grauer Lünetteneinlage diese Tudor sah, es kam wie es kommen musste. Die Rolex blieb beim Händler, die Tudor wurde bestellt, im Laden war nur die Variante mit dem Kautschukband verfügbar. Es fällt allerdings leicht vier Wochen zu warten wenn man davon zwei Wochen im Urlaub ist.
Hier ist sie nun, die neue Black Bay. Flacher und harmonischer proportioniert, mit neuem Sekunden- aber historisch korrektem Stundenzeiger, bombiertem Zifferblatt in schwarz, einer Rolex ähnlicheren Riffelung am Drehring und - um bei Rolex Vergleichen zu bleiben - einem optional erhältlichen fünfreihigen Band, ähnlich dem Jubilee der grossen Schwester. Natürlich verschraubt und mit Keramikkugeln sowie einer Feinverstellung im Verschluss.
Der polierte Mittelteil der Schliesse könnte der einzige Kritikpunkt werden, wird sich vermutlich mit der Tragezeit von selbst erledigen.

Das Glas ist gewölbt und nicht entspiegelt, auch wenn das auf dem Foto so aussehen mag.


Tudor hat den Bandanstoss breiter und die Hörner schmaler gemacht, damit wirkt die Uhr eleganter und zierlicher. Leider ist der Anstoss 21mm breit was die Auswahl bei Armbändern schrumpfen lässt.


Die Feinverstellung erlaubt eine Anpassung in 5 Stufen um insgesamt etwa 8 mm.



Nur bei bestimmten Lichtverhältnissen fällt auf, dass das Zifferblatt schwarz galvanisiert ist und über einen leichten Sonnenschiff verfügt. Draussen sieht das richtig edel aus und ist trotzdem hervorragend ablesbar.


Kein Kronenschutz wie bei der teuren Schwester, aber einen mächtigen und sehr geschmeidig laufenden Tubus. Wer den beschädigt hat ganz andere Probleme als eine defekte Krone.



Im Gegensatz zum Rolex Jubilee sind die Bandglieder bei Tudor auf der Innenseite auch abgerundet. Im direkten Vergleich trägt sich das komfortabler.


Auch im Dunkeln gut zu erkennen.

Die Tudor Kaliber sind von Anfang an schon immer gut gelaufen, wenn es auch immer wieder mal Exemplare gab, die einen Hauch in's Minus reguliert waren. Auch wenn die, auf die COSC Prüfung folgende, METAS Zertifizierung mit der Gangleistung nicht direkt zu tun hat, sind die Werte bei drei gemessenen Uhren nun allesamt im Plus. Die Tabelle zeigt mein Exemplar bei 10h nach Vollaufzug im Neuzustand, eine Nachmessung nach 2 Wochen unter gleichen Bedingungen hat nur minimale Abweichung bei der Amplitude in der Einerstelle ergeben. Getragen erkenne ich einen Vorgang von etwa 0,5 s/Woche. Ich halte das für perfekt.

Die Nähe zu den Rolex Kaliber kann nicht verleugnet werden, lediglich die vielfältigen Zierschliffe mussten einer schlichten, sehr technisch anmutenden, aber wirkungsvollen Mattierung weichen.

(c) by Tudor SA
